Nintendo macht jetzt auf "Business as usual": Die Switch 2 ist einem ersten Trailer zufolge frei von großen Überraschungen und setzt stattdessen das Erfolgsrezept des Vorgängers konsequent fort.
NEWS • Seit den Verkaufs-Misserfolgen von Nintendo 64 und Gamecube hat sich Nintendo zusehends aus dem Performance-Wettrennen der Konsolen-Hersteller zurückgezogen. Stattdessen will man sich lieber auf seine Kernkompetenzen konzentrieren – darunter vor allem die Entwicklung und Pflege überragender Spiele-Marken. Statt roher Hardware-Power sollen erstmal clevere Konsolen- und Kontroll-Konzepte dabei helfen, traditionsreiche Serien wie "Mario" oder "Metroid" zu verkaufen. Im Falle der Wii und ihrer Bewegungssteuerung funktioniert das extrem gut – im Falle des mit gerade mal 13,5 Mio. verkauften Einheiten kolossal gefloppten Nachfolgers WiiU weniger. Doch der hat der Spielewelt immerhin eine interessante Idee hinterlassen – nämlich einen Hybriden zwischen stationärer und portabler Konsolen-Hardware.
Die Weiterentwicklung dieser Idee gipfelt schließlich in der Veröffentlichung der Switch: Die vereint endlich beide Nintendo-Welten (ziemlich) homogen miteinander – den mobilen Handheld- und den Vor-Ort-TV-Daddelismus. Anders als bei der WiiU ist es hier kein stationärer Kasten, der Mario springen und Samus ballern lässt, um das Bild anschließend an das kleine LCD- (oder auch OLED-)Display zu funken – dank inzwischen bezahlbarer Tablet-Technik hat man die eigentliche Konsole immer mit dabei. Oder steckt sie ins Dock, damit aus dem mobilen ein stationärer Zock wird. Das bringt natürlich ein paar Kompromisse mit sich, die nicht jedem Gamer gefallen – wie Menüs und Anzeigen, die in manchen Spielen für den Handheld-Betrieb zu klein sind. Oder eine Hardware, die – um in das kleine Tablet-System zu passen – bei der Performance spürbare Zugeständnisse machen muss: Moderne 4K-Grafik ist auf der Switch kein Thema, selbst bei ordentlicher HD-Darstellung kommt das Gerät manchmal an seine Grenzen.
Dennoch liefert gerade Nintendo selber wieder jede Menge Spiele, die allen Beschränkungen zum Trotz großartig aussehen. Und schließlich nehmen viele Spieler für die Möglichkeit, ihre aktuelle Partie "Zelda", "Mario Kart" oder "Metroid" vom großen Bildschirm zuhause mit in die U-Bahn oder den Urlaub nehmen zu können, die Defizite der Hardware gerne in Kauf. Das Resultat sind 146 Mio. verkaufte Switch-Konsolen bis heute – für Nintendo selber fast ein Rekord, denn nur vom DS haben die Spiele-Experten aus Kyoto noch mehr Geräte verkauft. Seine bisher erfolgreichste Spiele-Plattform für den TV-Betrieb – die Wii mit über 101 Mio. verkauften Einheiten – hat Nintendo mit der Switch um stattliche 45 Mio. Konsolen-Verkäufe geschlagen.
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Der bemühte Versuch dagegen, das Motion-Control-Konzept der Wii auf der Switch mithilfe der Bewegungs- und Neigungs-empfindlichen Joy-Cons am Leben zu erhalten, ist ziemlich ins Leere gelaufen: Außer den gefloppten Cardboard-Spiel-Sets aus der "Labo"-Serie, einem HD-Remaster des Wii-Zeldas "Skyward Sword" sowie vereinzelter Experimente wie der Keilerei "Arms" lässt man das Wii-artige Fuchtel-Zappel-Potential der Konsole weitgehend ungenutzt. Auch der Tablet-PC-typische Touchscreen führt bis heute ein Schattendasein und wird in erster Linie für die Ansteuerung von Menüs oder Online-Shop genutzt. Kurzum: Die Switch – das ist für die meisten Gamer einfach die Konsole, mit der sie immer und überall daddeln können.
Irgendwie nachvollziehbar also, dass man für den Nachfolger Switch 2 auf Bewährtes setzt und mutige, aber weniger zielführende Experimente wie bei der WiiU unterlässt: Ein am 16. Januar veröffentlichtes, nicht mal zweieinhalb Minuten langes Einführungs-Video zeigt die Konsole zwar nur als 3D-Animation, geht dabei aber auf die wichtigsten Features ein – und die fühlen sich eher nach Switch-Update als -Nachfolger an. Die neue mobile bis stationäre Spiele-Kiste aus Kyoto hat ein größeres Display (Info-Leaks zufolge mit OLED-Technik) – und während die altbekannt anmutenden Joy-Cons jetzt scheinbar per Magnet Halt an der Tablet-Einheit finden, lässt sich Letztere wie gehabt in einem (nun etwas schickeren) Dock versenken. Damit wir Spiele wie ein an-geteasertes, offenbar neues "Mario Kart" auch auf der großen Mattscheibe zocken können. Div. US-Medien zufolge soll die Switch 2 ähnlich stark sein wie Sonys Ende 2016 veröffentlichte PS4 Pro. Damit würde sie es auf ungefähr ein Drittel der PS5-Performance (normales Modell) bringen und wäre zwar kein modernes Grafikwunder – aber gerade für eine Mitnahme-Konsole ist das eine sehr ansehnliche Leistung. Immerhin wäre sie damit TeraFLOP-seitig sogar stärker als ein Steam Deck, das etwa 1,6 x 1 Billion Gleitkommaberechnungen pro Sekunden hinkriegt, während die angeblich mit der Switch 2 auf Performance-Augenhöhe rangierende PS4 Pro mit fast dreimal so vielen TeraFLOPs protzt. Zum Vergleich: Die Leistung der PS5 liegt bei 10,28 TeraFLOPs, die der PS5 Pro bei 16,7. Ein Steam-Deck hätte damit etwa ein Zehntel der Leistung einer PS5 Pro, die Switch sogar mehr als ein Viertel. Klar: Für eine rein stationäre Daddel-Hardware wäre das nicht viel – aber bitte nicht vergessen, dass es sich bei einer Switch auch immer um eine Handheld-Konsole handelt.
Ebenfalls interessant: Auch wenn Nintendo den Motion-Control-Support bei der Switch 2 unseren Beobachtungen zufolge gestrichen oder zumindest ordentlich eingeschränkt hat (der Infrarotsensor fehlt scheinbar), so gibt es doch zumindest Hoffnung für ein innovatives Input-Feature. So zeigt das Video nicht nur, wie die beiden Joy-Cons zwei knuffigen Mäusen gleich auf die Konsole zusteuern – obendrein sieht es so aus, als würden die Cons über gummierte Flächen verfügen, die einen Einsatz als Computer-Maus-ähnliches Gerät zumindest möglich machen könnten. Wir wollen zwar nicht verheimlichen, dass uns dieser erste Auftritt der neuen Nintendo-Konsole zumindest etwas enttäuscht hat – aber mal ehrlich: Was hätte nach dem durchschlagenden Erfolg der Hybrid-Konsole auch sonst folgen sollen? Wir sind trotzdem auf die Enthüllung weiterer Details gespannt – ein Preis und ein Veröffentlichungstermin, der präziser ist als "irgendwann dieses Jahr" wäre schön. Naja, andererseits: Viel genauer sind wir bei der Ankündigung unserer Bücher ja auch nicht – und verbocken's dann trotzdem (hust).