Survival-RPGs, Puppen-Adventures und Vampir-Therapeuten: Die Gewinner des Deutschen Entwicklerpreises 2024


 

14 Gewinner, jede Menge strahlende Gesichter und eine Branche, die sich mal wieder ein bissch zu gerne selber feiert: Das war "Der Deutsche Entwicklerpreis 2024"

 

NEWS • Eigentlich ist's ja kein "Deutscher Entwicklerpreis" – sondern vielmehr ein "Preis für deutschsprachige Spiele". Denn nachdem 2022 die Schweizer "Stray Fawn" rund um die charmante Züricherin Philomena Schwab die großen Abräumer waren, haben es dieses Jahr Kollegen aus Österreich aufs Kölner Treppchen geschafft: Die innovativ-moderne Verlies-Hatz "Dungeons of Hinterberg" (für PC und Xbox) stammt von den Microbirds aus Wien – und wäre es nach uns elektrospielern gegangen, hätten es die kreativen Österreicher ganz oben aufs Siegertreppchen geschafft. Aber hey, eine Auszeichnnung fürs "beste Indie-Game" ist auch nicht schlecht!

 

Die ganz großen Abräumer des Abends wiederum kommen aus Frankfurt: Das u.a. für "Portal Knights", "Olympus Rising" und die beiden "Royal Revolt"-Handy-Spielchen bekannte Team von Keen Games ist mit seinem Survival-Rollenspiel "Enshrouded" (dieses Jahr für PC, nächstes Jahr sollen die Konsolen-Versionen folgen) der ganz große Wurf gelungen. Zugegeben: Wir sind weder große Survival- noch Koop-Spieler – darum trifft "Enshrouded" nicht so ganz den elektrischen Nerv … aber die Preise für "bestes deutsches Spiel", "Studio des Jahres", "beste technische Leistung" und "bestes Game-Design" hören sich dann doch ziemlich vernünftig für uns an – denn Projekte dieser Größen- und Kompetenzordnung findet man hierzulande leider viel zu selten. So gesehen erscheint es viell. auch ein bisschen gerechtfertigt, dass sich die deutsche Games-Branche hier mal wieder bis zur Grenze der Fremdschämigkeit selbst gefeiert und inszeniuert hat – aber immerhin war man hier nicht ganz so von sich selbst besoffen wie beim Deutschen Spielepreis, der sich bei seinen Versuchen, wie eine Oscar-Veranstaltung zu wirken, eher der Lächerlichkeit preisgibt als echte Größe zeigt.

 

Aber weiter im Verleihungs-Text – denn wir haben ja noch ein paar Gewinner. Wie z.B. die Hamburger von Osmotic, die mit ihrer interaktiven Krisen-Bewältigung im sympathisch gefühlvollen "Closer the Distance" einen wohlverdienten Preis für die "beste Story" und den "Innovationspreis" mit nach Hause nehmen durften. Therapeutisch geht's auch im passend betitelten "Vampire Therapist" zur Sache: Die Therapiestunde für Untote überzeugt durch ganz wunderbaren Humor – fanden offenbar auch die Juroren, weshalb sie dem Projekt aus Berlin ein Pokälchen in der (leider ziemlich beknackt betitelten) Kategorie "Bestes Game Beyond Entertainment" gegönnt haben. Schönes, äh, Beyond-Dingsbums.

 

Auch in der Grafik-Abteilung ging's diesmal angenehm schrullig zur Sache – mit dem interaktiven Stop-Motion-Adventure "Harold Halibut" von den laaangsamen (hahaha) Slow Bros. aus Kölle, äh, Köln. Der auch in diesem Jahr wieder verliehene "Ubisoft Newcomer Award" (hoffen wir mal, dass es ihn ebenso wie Ubisoft selber noch eine ganze Weile geben wird) ging an Pipapo Games aus Hamburg – die nach dem ebenso traurigen wie etwas unverständlichen Ausstieg von Mimimi außerdem einen Preis für den witzigsten deutschen Studio-Titel verdienen würden. Finden wir. Pipapo – harharhar. Ach so: Den Newcomer-Award haben die Hanseaten für ihr knuffiges Quasi-Abenteuer-Spielchen "Map Map – A Game about Maps" bekommen. Und zu guter Letzt hätten wir da noch die sympathische Programmiererin Kathrin Radtke mit der (unter anderem) von ihr geleiteten Mini-Indie-Schmiede Spellgarden, die zusammen mit ihrem Team supersüße Pixel-Spielchen wie "Ritual of Raven" (kommt 2025), "Sticky Business" und "Cartomancy Anthology" schmiedet.

 

Wir sind wahrlich keine Fans vom viel zu oft affektierten Schaulaufen bei Preisverleihungen – doch für die Branche und eben insb. die ausgezeichneten Studios sind sie ein wichtiges Tool, um a) Aufmerksamkeit und b) vor allem Schecks zu gewinnen, die ihnen bei Produkt-Verkauf und -Entwicklung auf die Sprünge helfen. In diesem Sinne: Glückwunsch an alle!