NEWS • Sonys in Bend, Oregon ansässiges Entwickler-Studio (usprünglich "Eidetic") dürfte den meisten PlayStation-Spielern nicht mehr durch seine "Syphon Filter"-Reihe (die letztlich zur Übernahme der Firma durch Sony führte), sondern vor allem durch "Days Gone" bekannt sein: Das in einer Zombie-überlaufenen Open-World-Endzeit spielende Biker-Epos gehört 2019 zwar nicht zu den ganzen großen PS4-Hits, hat sich aber eine respektable Fan-Gemeinde erfahren und erballert. Denn vom Sattel eines Feuerstuhls aus geifernde Untoten-Horden zu zerlegen – das ist ein Szenario, für dass es sich lohnt, einige spielerische und erzählerische Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen.
Zwar bringt es "Days Gone" auf respektable 7,3 Mio. verkaufte Einheiten – aber im Vergleich zum etwa zwei Jahre früher gestarteten "Horizon: Zero Dawn" (PlayStation-Version bis heute bei ca. 20 Mio. Stück) ist das wohl ähnlich teuer produzierte Spiel fast ein Flop. Dementsprechend erteilte Sony dem vom Bend-Studio geplanten Nachfolger eine Absage: Die Geschichte um Biker Deacon, Freundin Sarah und die Zombie-Apokalypse bzw. ein mögliches Heilmittel bleibt damit auserzählt. Irgendwie … doof.
Wer trotzdem bis heute so etwas wie eine bange Hoffnung hegte, dass wir auf der PS5 oder einer möglichen Nachfolge-Konsole doch noch den zweiten Teil der Erzählung erleben könnten, der wird jetzt vermutlich (erneut) enttäuscht. Denn offenbar plant das Bend-Studio keinen neuen AAA- und Singleplayer-Content von der Art eines "Days Gone" – stattdessen scheint man die für den Titel entwickelten Technologien und Assets in den Service- bzw. Multiplayer-Game-Limbus überführen zu wollen. Ju-huuuuuuuu(st).
Oder zumindest legt eine Stellen-Ausschreibung auf der Website des Studios diese Vermutung nahe. Immerhin sucht man dort nach einem Product-Manager. Und der soll idealerweise Erfahrung darin besitzen, ursprünglich auf klassische AAA- und "Boxed"-Products fokussierte Entwickler in die wunderbare Service-Game-Welt zu überführen. Also genau das, was wir uns bei elektrospieler immer gewünscht haben: Dass man die Kompetenz von noch mehr talentierten Single-Player-Schmieden langfristig ruiniert, indem man sie in obsolete Fast-Food-Content-Fabriken verwandelt, die dann nach ein paar Jahren endgültig abgewickelt werden, weil sich diese grandiose Idee aus der Anzugträger-Ecke einmal mehr als Flop erwiesen hat.
Wirklich wundern indes tut's uns nicht: Immerhin hat Sony gerade erst ein Zehntel seiner weltweiten Entwickler-Belegschaft verabschiedet, einen Multiplayer-Ableger von "The Last of Us" abgeschossen, sein London-Studio abgewickelt, die PSVR2 nur ein Jahr nach Erscheinen quasi beerdigt, das Jahr 2024 in Bezug auf Exklusiv-Veröffentlichungen gewissermaßen für tot erklärt und seinen Käufern obendrein mitgeteilt, dass die chronisch überteuerte PS5 eigentlich schon zum alten Eisen gehöre – nur um sich kurz darauf zu wundern, dass plötzlich weniger Leute die Konsole kaufen. Von der man übrigens (Gerüchten zufolge) vielleicht schon Ende 2024 eine stärkere Pro-Version verkaufen möchte. Was für eine virtuose Strategie! Aber mal im Ernst: Genau so verspielt man das Vertrauen seiner Stammkundschaft. Microsofts Gaming-Division hat zum Ende der 360-Ära erfolgreich vorgemacht, wie man treue Fans in Rekordzeit vergrätzt – und sich bis heute nicht von den fragwürdigen Entscheidungen erholt, die zum Absturz der Marke Xbox geführt haben. Aber klar – kann man ja trotzdem einfach mal nachmachen! Wir hoffen natürlich inständig, dass wir uns mit dieser Einschätzung irren – aber die Signale, die gerade aus dem PlayStation-Lager kommen, sind alles andere als erfreulich. Oder nachvollziehbar.