Ist der Streaming-Dienst Stadia schon ein Auslaufmodell? Google hat die interne Entwicklungs-Abteilung der Plattform überraschend geschlossen, Studio-Chefin Jade Raymond hat das
Unternehmen bereits verlassen.
NEWS • Streaming ist nicht nur praktisch – es gehört inzwischen längst zum guten Ton. Zumindest im Serien- und Film-Bereich. Hier könnte es – befeuert durch das
grassierende Corona-Virus – sogar dem Kino den Rang ablaufen. Aber was ist mit Games? Dienste wie Sonys "PlayStation Now"-Service sind zwar schon vor Jahren gestartet, haben sich bisher aber
nicht auf breiter Front durchsetzen können. Dabei ist die Idee als solche gar nicht verkehrt: Theoretisch kann man gegen eine monatliche Gebühr von (fast) jeder Plattform auf den Dienst und sein
Games-Angebot zurückgreifen – ganz gleich, ob Konsole, PC, Mac oder Mobil-Gerät.
Das Problem: Weil Gamer-seitiger Input und die Reaktionen des Spiels ständig abgeglichen werden müssen, preschen hier sehr viel mehr Daten durch den digitalen Äther als bei TV-Streams.
Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Technik – denn gerade Lags sind für den Spielspaß tödlich. Besserung erhofften sich viele Streaming-Befürworter deshalb von Googles Stadia-Angebot:
Wenn jemand imstande wäre, die Technologie auf breiter Front durchzusetzen, dann wäre es die im Suchmaschinen- und Service-Bereich luxuriös aufgestellte Alphabet-Tochter. Aber weit gefehlt: Ein
undurchsichtiger Wust aus verschiedenen Tarifen sowie die Notwendigkeit, die meisten der im Abo-Angebot enthaltenen Titel trotzdem noch zum Vollpreis zu kaufen, führten dazu, dass der Dienst nie
richtig abheben konnte. Das – und die Unfähigkeit Googles, das Angebot durch die Veröffentlichung eigener Exklusiv-Titel attraktiver zu machen. Zwar heuerte man eigens für diesen Zweck die
ehemalige Ubisoft-Producerin Jade Raymond als Stadia-Studio-Bossin an – aber die angeschlossenen Entwickler-Teams lieferten bisher … nichts.
Jetzt zieht Google Konsequenzen aus dem bisherigen Stadia-Misserfolg: Die beiden internen Entwickler-Studios werden dicht gemacht. Während man die meisten der rund 150 Entwickler an anderer
Stelle im Google-Konzern unterbringen will, hat Jade Raymond das Unternehmen bereits verlassen. Stadia als Plattform will man zwar vorerst weiter betreiben, aber mit Exklusivtiteln darf man wohl
nicht mehr rechen. Die für Stadia entwickelte Cloud-Technologie will man außerdem an andere Firmen veräußern bzw. lizenzieren.