Gut gelaunt durch das Jump'n'Run-Inferno: Nach dem Erfolg seiner "N. Sane Trilogy" startet Jump'n'Run-Beuteltier Crash mit neuem Selbstbewusstsein zu seinem längst überfälligen vierten Abenteuer durch. Mit geradlinigen Old-School-Levels und knackigem Schwierigkeitsgrad ist "Crash Bandicoot 4: It's about Time" aber vor allem für PS4- und Xbox-Gamer mit Retro-Affinität geeignet.
KRITIK • PS4, Xbox • Mitte der 90-er-Jahre sollte der ursprünglich von "Uncharted"-Erfinder Naughty Dog entwickelte Jump'n'Run-Held "Crash Bandicooot" die Rolle des
PlayStation-Maskottchens einnehmen und Nintendo-Klempner Mario Paroli bieten - ein Kunststück, das trotz zeitweiliger Prominenz von eher mäßigem Erfolg gekrönt war. Fast ein Vierteljahrhundert
später springt der Beuteldachs auch über Konsolen von Microsoft sowie Nintendo und hat der einstige Hüpfspiel-Superstar mindestens genauso viele Pleiten wie Erfolge vorzuweisen.
Zum Glück gelingt dem sympathischen Springinsfeld nach fast zehn Jahren Abstinenz (abgesehen von ein paar Gastauftritten in anderen Spiele-Serien) 2018 endlich das Comeback: Crash hupft, flitzt
und wirbelt in alter Höchstform durch die "N. Sane Trilogy" – einer visuell aufpolierten Fassung seiner ersten drei Abenteuer. Hier zeigt der Cartoon-Dachs, dass er's noch immer kann – und
Publisher Activision lernt eine wichtige Lektion: Geradlinige Jump'n'Runs sind wieder in.
Nach dem Erfolg der "N. Sane Trilogy" ist eine Fortsetzung der vor zehn Jahren so jäh abgebrochenen Hüpfspiel-Helden-Karriere unvermeidlich: Endlich darf Crash sein offiziell viertes Abenteuer
erleben – vergleichsweise ungeliebte Intermezzi wie "Crash of the Titans" oder "Herrscher der Mutanten" werden bei der Zählfolge einfach ausgeklammert. Und das aus gutem Grund: Denn in "Crash
Bandicoot 4: It's about Time" darf der springende, hechelnde Wirbelwind endlich wieder das tun, was er am besten kann: geradeaus wetzen und springen.
Während die Kamera den plüschigen Springinsfeld von hinten oder der Seite einfängt, knackt er Extra- oder Explosions-Kisten, hupft über Abgründe und gefräßige Seerosen-Blätter oder putzt
aufdringliches Feindgetier mit einer beherzten Wirbelattacke von der Platte - darunter Schwert-schwingende Alligatoren, Säbel-zückende Tintenfisch-Piraten, chinesische Flugdrachen, freche
Ganoven-Ratten oder animalische Postapokalypsen-Rocker. Flitzt Crash dagegen aus dem Bildhinter- in den Vordergrund, dann ist ihm meistens ein dicker Boss-Brummer auf den pelzigen Fersen.
Wo es in Spielwelten wie Piratenbucht, Asia-Welt oder Dschungel-Kosmos langgeht, verrät ein Blick auf die jeweilige Karte - Mario und Donkey Kong haben vorgemacht, wie das funktioniert. Gute
Nachricht für Freunde von Crashs bunter Familien-Bande: Abgesehen von Schwester Coco, gegen die Crash zu Beginn jedes Levels ausgetauscht werden darf, gibt sich noch eine Piraten-Version von
Crashs Freundin Tawna die Ehre. Außerdem dürfen Bandikut-Fans in die Rolle von Böslingen wie Dr. Neo Cortex und Flammenwerfer-Mutant Dingodile schlüpfen. Für die nötige Gameplay-Abwechslung
sorgen einmal mehr magische Masken, mit deren Hilfe Crash und Coco ihre Wirbel-Attacken aufpeppen oder Phasen-Verschiebungen herbeiführen. Die wiederum lassen Plattformen und Hindernisse entweder
erscheinen oder wieder verschwinden.
Mit stilvoll abgerundeter, Bonbon-farbener Comic-Grafik, anspruchsvollen Boss-Gefechten, klassisch gepolter Geradlinigkeit und kniffligen Sprung-Passagen ist "Crash Bandicoot 4" vor allem für
Retro-freudige Jump'n'Run-Enthusiasten ein Fest. Wer dagegen mehr Bewegungsfreiheit schätzt oder sein Nervenkostüm lieber bei einem weniger stressigen Hüpfspiel schonen will, der nimmt Abstand:
"Crash 4" ist trotz seines knuffig-harmlosen Looks echte Profi-Kost – Genre-Einsteiger müssen leider draußen bleiben!
Ebenfalls ein bisschen schade: Die um ein Bösewicht-Komplott von Uka Uka und Neo Cortex gestrickte Comic-Geschichte ist leider nicht halb so komisch wie sie sich gibt - stattdessen hält das
oft willkürlich wirkende Potpourri aus verschiedenen Helden und Fieslingen so einige Fremdschäm-Momente bereit. Aber immerhin ist es für ein paar besonders fantasievolle Boss-Momente gut –
darunter sogar ein Rhythmusspiel-ähnliches Gefecht gegen einen von N. Gin gesteuerten Riesen-Roboter. Let's rock! Oder so.
elektrospieler meint: Modernen Jump'n'Run-Schwergewichtern wie "Super Mario Odyssey" kann das Crash-Comeback nicht Paroli bieten – aber Retronauten, die den Hupf-Beutler schon in den 90ern geliebt haben, werden mit der knackschweren und wunderbar aufgedrehten Forsetzung ihren Spaß haben.
Note: 7.5 (GUT)
WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend