Augenkrampf im Handteller-Format: SEGA kündigt "Game Gear Micro" an


 

NEWS • Als SEGA vor einiger Zeit bekannt gab, am 03. Juni etwas "Großes" ankündigen zu wollen, war die Erwartung der Fans groß. Und davon gibt es noch so einige: Immerhin blickt der japanische (anfangs eigentlich US-amerikanische) Games-Spezialist auf eine inzwischen 80-jährige Tradition zurück, gehörte zu den ersten Herstellern für Videospiel-Automaten und hat populäre Gaming-Systeme wie das 8-Bit-"Master System" oder das 16-Bit-"Mega Drive" hervorgebracht, mit denen man während der 80-er- und 90-er-Jahre dem Rivalen Nintendo nahezu auf Augenhöhe begegnete. Erst mit dem Siegeszug der Disc-Konsolen begann SEGAs Stern rapide zu sinken - Systeme wie "Saturn" oder "Dreamcast" konnten sich gegen ihren jeweiligen PlayStation-Nebenbuhler nicht durchsetzen.

Ende vom Lied: SEGA zog sich aus dem defizitären Hardware-Geschäft zurück und begnügte sich damit, Spiele herzustellen und seinen reichhaltigen Marken-Fundus zu verwalten. Aus dieser Zeit gehen populäre Namen wie die "Total War"-Reihe des britischen Studios Creative Assembly, aber auch diverse mittelprächtige "Sonic"-Fortsetzungen, "Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen", Retro-Kollektionen und das "Mega Drive Mini" hervor.

Kein Wunder, dass die Erwartung der Fans an die "große Ankündigung" gewaltig war: Manche vermuteten, dass Microsoft das Unternehmen schlucken könnte, um SEGAs Games-Katalog an die Xbox und das Windows-Universum zu binden. Andere spekulierten auf die Ankündigung einer neuen Videospiel-Hardware, um das Erbe von Mega Drive & Co. endlich fortzusetzen.

Zumindest Letztere lagen halbwegs richtig: In der Nacht vom 02. auf den 03. Juni hat SEGA zwar kein gänzlich neues, aber immerhin ein neues Retro-System angekündigt. Dafür hat man einmal mehr einen bekannten Klassiker des Herstellers miniaturisiert - nur, dass diesmal kein stationäres System wie das Mega Drive, sondern ein mobiler Daddel-Kasten an der Reihe ist. Gemeint ist das "Game Gear", mit dem SEGA ab 1991 das für den TV-Betrieb gedachte Mega Drive flankierte - ganz ähnlich wie es Nintendo mit seinem Game Boy vorgemacht hatte. Allerdings war das Game Gear dem zwei Jahre älteren und monochromen Nintendo-Handheld technisch haushoch überlegen. Das vergleichsweise hochaufgelöste Game Gear konnte immerhin 32 Farben gleichzeitig auf die LCD-Mattscheibe zaubern, war dafür allerdings spürbar sperriger als und doppelt so teuer wie der erfolgreiche Game Boy.

Das Resultat ist ein bis heute unter SEGA-Fans andauernder Kultstatus, aber ein nennenswerter Verkaufserfolg blieb aus: Nach sechs Jahren wurde die Unterstützung für das System eingestellt, die größten Hits dieser Ära waren handverlesene Titel wie das Micky-Maus-Jump'n'Run "Castle of Illusion", "Streets of Rage", diverse "Sonic"-Eskapaden, ein gelungenes "Wonder Boy"-Abenteuer, "Shinobi", mehrere "Shining Force"-Teile, ein Alleingang von Sonic-Kumpel Tails, ein mobiler Port von Treasures Mega-Drive-"Gunstar Heroes" und einige Rollenspiel-Perlen wie "Defenders of Oasis".

Jetzt feiert SEGAs Handheld-Konsole endlich ihr Comeback - und ist dabei kleiner denn je: Das System, das mit 8 x 4,3 Zentimetern und 1,15 Zoll Bildschirmdiagonale bequem in den Handteller passt, ist passend mit "Game Gear Micro" betitelt und kommt mit vier vorinstallierten Spielen. Weil das "Micro" allerdings in vier verschiedenen Farben erscheint, unterscheidet sich auch das vorinstallierte Spiele-Set von Version zu Version: So enthält das schwarze "Game Gear Micro" die Spiele "Sonic", "Out Run", "Royal Stone" und "Puyo Puyo Tsu", während auf dem blauen System "Sonic & Tails", "Gunstar Heroes", "Sylvan Tale" sowie "Baku Baku Animal" installiert sind. Die rote Version dagegen beherbergt "Shinobi", "Columns" und die beiden "Megami Tensei Gaiden"-Spiele für das System. Käufer der gelben Version erhalten mit "Shining Force", "Shining Force 2" sowie "Shining Force: Final Conflict" die volle Strategie-Packung und bekommen noch "Nazo Puyo Aruru no Ru" dazu.

Vorerst ist das Micro-Game-Gear nur für Japan angekündigt, wo es am 06. Oktober für umgerechnet um die 40 Euro erscheinen soll. Wer sich die volle Farbdrönung geben will, liebäugelt mit dem 200 Euro teuren Extra-Bundle, das außer allen vier Farb-Versionen der Hardware ein spezielles Vergrößerungsglas mit dem Titel "Big Window Micro" mitbringt - vermutlich, um die Spieleraugen zu schonen. Denn Bedienung und Optik des extrem kleinen Geräts dürften ohne derartige Extras vergleichsweise anspruchsvoll ausfallen. Ob das System ohne derartige Accessoires wirklich zum Daddeln taugt, wird sich zeigen - am nötigen Saft soll es jedenfalls nicht scheitern, denn der Mikro-Handheld kann wahlweise mit Batterien oder über den eingebauten und per USB aufladbaren Akku betrieben werden.