Guter Vorsatz in digitaler Form: Püntklich zum Jahresbeginn bringt ein neues "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" die grauen Zellen von Switch-Besitzern wieder auf Trab.
KRITIK • Switch • Tatsächliches biologisches und geistiges Alter entsprechen nicht zwangsläufig dem Alter, das im Ausweis steht - nur wer sich fit hält, bleibt (zumindest etwas)
länger jung. Abgesehen von irgendwelchen Anti-Aging-Gurus aus den USA macht sich gerade vor allem Nintendo Sorgen um unser Alter: So hat man vor einigen Monaten mit "Ring Fit Adventure" ein Spiel
nach "Wii Fit"-Vorbild veröffentlicht, bei dem man - ausgerüstet mit Bein-Schlaufe und knautsch- oder streck-barem Trainings-Ring - den lahmen Gamer-Körper stählt.
Jetzt will man mit "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" unsere grauen Zellen aufmöbeln. Ganz neu ist das natürlich nicht: Bereits 2006 durfte der bekannte Gripsologe (eigentlich Neurowissenschaftler)
aus Japan den Denkapparat von Millionen Gamern stimulieren - überwiegend mithilfe simpler Rechen- und Vergleichs-Tests, die auf den Touchscreen von Nintendos DS-Konsole zugeschnitten waren. Das
Versprechen der Software: Aus greisen Gehirnen junge machen, indem man es täglich (bei leicht ansteigender Schwierigkeit) trainiert.
Obwohl die Wirksamkeit dieser Lösung von vielen Verstandes-Experten immer wieder kritisiert wurde, hatte "Gehirn-Jogging" wesentlichen Anteil am durchschlagenden Erfolg von Nintendos
Handheld-Konsole. Kein Wunder, dass Kawashima seine Trainings-Jünger ab diesem Zeitpunkt öfter beglückt hat - und zwar mit sehr ähnlichen Sparrings-Methoden für 3DS, WiiU, PC und sogar das
Smartphone.
Weil der Graue-Zellen-Trainer auf Nintendo-Plattformen seine größten Erfolge gefeiert hat, war ein entsprechendes Update für die Switch natürlich nur eine Frage der Zeit - immerhin ist der
Handheld- und Stationär-Hybrid mit seinem Touchscreen wie dafür geschaffen.
Darum wurde am Konzept auch nur wenig geändert: Wie gewohnt wählt der Spieler zwischen täglichen Anti-Verblödungs-Übungen, einem Test zur Bestimmung des (wissenschaftlich allerdings eher
fragwürdigen) Gehirn-Alters, simplen Sodoku-Aufgaben und einem nur bedingt spaßigen "Tetris"-Klon zur Entkrampfung überstrapazierter Denk-Muskeln. Damit der Gehirnzellen-Gladiator danach wieder
wie ein junger Grips-Gott rechnen, Bildchen vergleichen, Textpassagen vorlesen und memorieren oder neuerdings sogar in die digitalen Klaviertasten hauen kann - all das möglichst ohne Fehler und
so fix wie möglich.
Richtig viel Spaß macht aber vor allem das neue "Schere, Stein, Papier"-Feature: Hierfür wird der rechte, mit Kamera ausgestattete Joy-Con von der Konsole gelöst und danach so auf die
Spieler-Hand gerichtet, dass die Switch zwischen den entsprechenden Gesten unterscheiden kann. Das funktioniert zwar nicht bei jeder Beleuchtung gleicht gut, macht aber gerade bei leicht
gedämpftem Licht mächtig Laune.
All das bringt passionierten Denk- und Rätsel-Sportlern wieder eine Menge Spaß - zumal sie sich diesmal sogar in einem Multiplayer-Modus messen dürfen, wenn sie um die Wette Vögel zählen, Flaggen
schwenken oder Boxen suchen. Über die Wirkung für die eigene Hirn-Performance sollte man sich allerdings keine Illusionen machen: Verbrieft ist lediglich, dass "Gehirn-Jogging" in genau den
Disziplinen besser macht, die es zum Training abruft - der Erfolg für den normalen Alltag ist allerdings (abgesehen von leicht verbesserter Konzentration vielleicht) nur schwer messbar.
Da hat man es als "Ring Fit Adventure"-Sportler leichter: Nimmt der Bizeps-Umfang zu, hat man etwas richtig gemacht - sonst nicht. Darum gilt: Nur wer am gezielten Gripseln Spaß hat, wird auch
mit diesem Kawashima-Game seine helle Freude haben - zumal das Zahlen- und Buchstaben-Kritzeln diesmal spürbar leichter fällt. Dem größeren Switch-Screen und dem beiliegenden Touchscreen-Pen sei
Dank.
Note: 7.5 (GUT)
WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend