Die gute (alte) Adventure-Puppenstube: The Legend of Zelda – Link's Awakening


 

Über 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung für den Game Boy schafft es "The Legend of Zelda: Link's Awakening" auf die Switch - mit frischer, puppiger 3D-Grafik und zeitgemäßer Technik. Aber fühlt sich das Spielkonzept noch immer so taufrisch an wie 1993?


KRITIK • Switch • Als "The Legend of Zelda: Link's Awakening" 1993 für Nintendos erste Handheld-Konsole - den Ur-Game-Boy - erscheint, da ist das mobile Action-Adventure eine kleine Sensation: Die Spielmechanismen des monochromen Abenteuer-Kleinodes entsprechen fast exakt denen seines legendären großen Super-Nintendo-Bruders "A Link to the Past". Der Ausflug auf das Adventure-Island Cocolint bietet einen Grad an Interaktivität, Innovation, Umfang und Spielphysik, wie man es einem Hosentaschen-Spiel nie zugetraut hätte.

26 Jahre später liefert Hersteller Nintendo endlich das überfällig Remake: In der Switch-Version des Klassikers wetzen statt schwarz-weißen Pixelfiguren knallbunte und wunderbar griffige 3D-Charaktere durch die puppige Spielwelt - die Quasi-Vogelperspektive des Originals hat Nintendo nämlich beibehalten, um die Gameplay-Mechanismen ohne Abstriche in die Spiele-Neuzeit hinüberretten zu können. Denn "Link's Awakening" im Jahr 2019 - das soll genauso funktionieren wie 1993: Einmal mehr wird das pummelige Spitzohr an die Küste einer abgelegenen Insel gespült - und um dem Gefängnis auf hoher See wieder zu entkommen, muss er den geheimnisvollen Windfisch wecken, der auf dem Gipfel des höchsten Berges in einem riesigen Ei schlummert. Aber der Weg dorthin ist Serien-typisch mit allerlei natürlichen bis künstlichen Grenzen gespickt, die Held Link nur dann überwinden kann, wenn er den passenden Gegenstand im Gepäck hat - Schwerter, Schilde, Schlüssel, mit Zauberpulver gefüllte Beutel, ein Kraftarmband zum Hoch-Wuchten schwerer Gesteinsbrocken und eine Feder, mit deren Hilfe das Elflein über Abgründe oder Löcher hopst. Sogar einen bissigen, ballförmigen "Hund" darf Link per Kettenleine Gassi führen, damit "Komet" hinderliche Gewächse weg futtert.

 




Ohne das nötige Objekt bleibt der Zugang zu weiteren Spielgebieten also meist verschlossen - zum Beispiel, weil eine scheinbar unüberwindliche Kluft oder Geröll den Weg blockiert. Also steigt der kleine Held in die Untiefen von Tempel- und Verliesgebäuden - denn nur hier findet er die Upgrades, mit denen er weitere Gebiete der knuffigen Spielwelt zugänglich machen kann. Mit diesem Kniff unterteilen die "Zelda"-Designer das Szenario in Level-artige Portionen, die erst gegen Abenteuer-Ende eine Art zusammenhängenden, Open-World-ähnlichen Abenteuer-Spielplatz bilden. Anfang der 90er-Jahre waren fast nahtlos begehbare Spielwelten ein Novum, 2019 lockt allein dieses Feature natürlich keinen digitalen Helden mehr ans Pad. Dass "Link's Awakening" trotzdem noch so gut funktioniert, ist seinem unverwüstlichen Gameplay und dem zeitlosen Timing zu verdanken. Zum Beispiel schwingt der Elf seine Klinge noch immer so dynamisch wie am ersten Tag: Das Wechselspiel aus Hieb, Stich, Parade und Extra-Einsatz geht flott von der Hand - obwohl das Remake immer wieder unter von spürbaren Rucklern geprägten Performance-Einbrüchen leidet.

Immerhin bietet "Link's Awakening" jetzt auch einiges fürs Auge: Das neue Cocolint sieht aus wie eine von kleinen Modellfiguren bevölkerte Puppenstube und ist wunderschön beleuchtet. Obendrein entzückt es mit stilvollen Unschärfe-Effekten, die dafür sorgen, dass der Spieler immer auf die genau die richtigen Details achtet. Zusammen mit dem neu arrangierten Soundtrack ergibt sich dadurch ein Action-Adventure, das nicht nur solche Gamer an die Konsole lockt, die das Abenteuer noch einmal erleben wollen. Ein Genre-Großereignis von der epischen Breite eines "Breath of the Wild" dürfen Neuankömmlinge allerdings nicht erwarten: Cocolint ist im Vergleich zur aktuellen "Zelda"-Spielwelt winzig - entsprechend wenig Zeit vergeht, bis sich Link schon wieder nach einem neuen Objekt umsehen muss, um ein weiteres Gebiet der Insel freizuschalten. Als kleine Entschädigung für den vergleichsweise geringen Umfang des Adventures hat Nintendo einen neuen Konstruktions-Modus eingebaut, mit dem "Zelda"-Fans ihre eigenen Dungeons bauen. Das ist zwar nicht jedermanns Sache und obendrein sind die Möglichkeiten für die Gestaltung der Selfmade-Kerker stark eingeschränkt, aber eine willkommene Ergänzung ist das kleine Extra allemal.

 

Note: 8.5 (SEHR GUT)

 

 


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend