Wer sich heute ein Buch über historische Games-Gerätschaften oder die Spiele dafür zulegt, den erwartet dort in der Regel Pixelkunst – wie zum Beispiel in unserem eigenen "inoffiziellen SNES-PIXELBUCH" oder den Retro-Schmökern von Bitmap Books. Mit seinem Kunst- und Hintergrund-Kompendium "Art of ATARI" ist Tim Lapetino vor zwei Jahren einen anderen Weg gegangen: Weil die Spiele aus den Gründerjahren unseres Hobbys für eine großformatige Abbildung zu detailarm sind, hat er stattdessen die Verpackungs- und Werbe-Kunst der Ära eingefangen. Vermutlich hatten großartige Cover-Illustrationen wie die von "Outlaw", "Indy 500", "Star Ship" oder "Breakout" zu ihrer Zeit noch mehr Einfluss auf das Kaufverhalten der Zielgruppe als heute – immerhin bildeten sie die Spielwelten ab, die sich der Gamer eigentlich wünschte und die er sich dann mithilfe von rudimentärer Klötzchen-Grafik und vieeeeel Fantasie vorstellen musste. Vielleicht wären nie so viele Abenteurer durch die Pixel-Irrgärten eines "Adventure" gewuselt, hätte auf der Verpackung nicht das Bild eines munteren Lindwurms geprangt, der sich durch ein Hecken-Labyrinth ringelt und dabei provokant mit dem zu ergatternden Schlüssel wedelt.
Mit "ATARI: Kunst und Design der Videospiele" präsentiert Gameplan- und MAN!AC-Mitgründer Winnie Forster zusammen mit dem passionierten Retro-Sammler Stephan Freundorfer (früher ebenfalls MAN!AC)
auf büer 350 Seiten die deutsche Version von Lapetinos ATARI-Schwartze – angereichert mit ergänzenden Kapiteln und Texten wie zum Beispiel einem eigenen Kapitel über elektronisches Spiel-Design.
"Tim Lapetinos US-Original überraschte mich als das fundierteste und schönste Buch über die Geburt der Videospiele und die frühen Jahre der Game-Industrie – einmaliges Bildmaterial aus den
Atari-Archiven, dazu massig Erinnerungen und Anekdoten der Atari-Kreativen!", lobt Winnie Forster das Original-Werk. "Nur die digitale Seite, IT-Design und Game-Programmierung kommen bei
Tim etwas kurz. Die Lokalisierung gab Gameplan die Chance, Tims exzellentes Material zu erweitern und daraus das, so hoffen wir, ultimative Atari-Kunst- und Geschichtsbuch zu machen". So müsse
eine "umfassende Atari-Kunstgeschichte" von den Technik-Pionieren berichten und einen Blick hinter die Kulissen wagen. "Unsere Ergänzungen für die deutsche Fassung lassen neben den
Cover-Künstlern und Industriedesigner auch die Software- und Hardware-Erfinder zu Wort kommen und rücken Ataris digitale Werke für Spielhalle, Heimkonsolen und Computer ins Licht. Wir
überarbeiteten und ergänzten die Texte zu Atari-Klassikern wie Breakout, Asteroids, Battlezone, Missile Command, Tempest…, zitieren deren Macher, um möglichst viel O-Ton der Programmierer und
Ingenieure ins Buch zu bekommen. Auch ein paar völlig neue Kapitel gibt es, z.B. zur Automatenentwicklung von Pong bis Marble Madness, zu Heimcomputerspielen und zu den Star
Wars-Kooperation sowie Ataris Rolle bei der Gründung von Lucasarts", erklärt der deutsche Herausgeber weiter.
Kurzum: Wer das englischsprachige Original noch nicht sein Eigen nennt und sich entweder Games-historisch weiterbilden oder mithilfe der großformatigen Abbildungen in die Antike des Videospiels
zurückversetzen möchte, der greift unbedingt zu. Und wer bereits das Original besitzt, der ärgert sich jetzt bitte brav schwarz, weil ihm die bessere Version des ATARI-Schmökers durch die Lapen
geht – es sei denn natürlich, die Ergänzungen sind ihm einen Wiederholungskauf wert.
Wer zuschlagen will (nach dem Kauf auch gerne mit dem Buch – schwer genug ist es), der wird auf amazon oder – noch besser – direkt im Online-Shop der Kollegen fündig.