Das Roboter-Rollenspiel mit dem Karten-Trick: SteamWorld Quest – Hand of Gilgamech


 

KRITIK • Switch • Statt Helden aus Fleisch und Blut setzt das schwedische Independent-Studio Image & Form mit seiner "SteamWorld"-Reihe auf lustige Blech-Gesellen im Comic-Look. 2010 startete der Entwickler seine Reihe mit dem heute weitgehend unbekannten, gleichnamigen Tower-Defense-Spiel, 2013 landete man mit der Jump'n'Run-Buddelei "SteamWorld Dig" den ersten echten Hit. Später erweiterte man den launigen Androiden-Kosmos um das ebenfalls horizontal scrollende Strategie-Spiel "SteamWorld Heist", danach lieferte man mit "SteamWorld Dig 2" ein Action-Adventure im beliebten "Metroidvania"-Stil ab.

Mit "SteamWorld Quest: Hand of Gilgamech" versucht sich das Team jetzt erstmals am Rollenspiel-Genre: Obwohl die Roboter-Rasselbande wie Rollenspiel-Recken aus echtem Schrot und Korn mit Fantasy-Zaubern um sich wirft und den Gegnern mit Schwert oder Axt einen Scheitel zieht, bestehen die Protagonisten auch hier aus Schrauben und Muttern. Und werden statt Heiltränken "Reperatur-Kits" eingeworfen. Gehext und geprügelt wird dabei wie in einem RPG der alten Schule Spielrunde für Spielrunde - und zwar mir Roboter-gerechten "Lochkarten" anstelle von langweiligen Options-Boxen. Die verpassen den scheppernden Waffenbrüdern die für den nächsten Zug nötige Programmierung und lassen sie zum Beispiel einen "schnellen Hieb" austeilen, einen "Mana-Schutzschirm" aufbauen, eine "Feuersäule" beschwören oder gleich eine ganze "Feuersbrunst" durch die feindlichen Reihen toben. Wer mit der aktuellen Auswahl an Lochkarten nicht zufrieden ist, darf neu ziehen - vorausgesetzt natürlich, sein im Rucksack schlummerndes Karten-Deck gibt noch ein paar Alternativen her. Wie bei einem Trading-Card-Spiel ist die Pflege des eigenen Lochkarten-Stapels deshalb von zentraler Bedeutung und entwickelt sich "SteamWorld Quest" zur Suche nach immer neuen und mächtigeren Karten.



 

Ob man dabei vor allem auf aggressive oder defensive Taktiken setzt, bleibt vor allem dem persönlichen Spielstil überlassen - aber mindestens ebenso wichtig ist es, in jeder Situation Karten mit dem richtigen Element zur Hand zu haben: So ist es vielleicht eine kluge Taktik, einen Pilz-Boss in Flammen aufgehen zu lassen - aber mit einer Frost-Attacke wird man das gigantische Gemüse  kaum beeindrucken.

Abseits der clever ausgetüftelten Karten-Strategie gibt sich "SteamWorld Quest" allerdings überraschend bodenständig: Die Heldentruppe wetzt durch zwar hübsch illustrierte, aber weitgehend geradlinige Spielgebiete, haut im "SteamWorld"-typischen Comic-Gebrabbel ein paar auf Deutsch oder Englisch untertitele Kalauer raus und wartet ansonsten darauf, dass sie mit der nächsten Gegner-Formation kollidiert. Die Interaktion mit der Umgebung beschränkt sich dabei auf ein absolutes Minimum: Hier und da wird ein Hindernis zertrümmert oder lädt ein freundlicher Passant zum Schwätzchen ein - dann geht's auch schon zur nächsten Karten-Drescherei.

Nach den strategisch raffinierten "Heist"- und "Dig"-Episoden wirkt "Hand of Gilgamech" trotz seines sympathischen Humors ein wenig plump - aber für ein launiges Karten-Gefecht zwischendurch taugt das simple Comic-Rollenspiel immer. Vor allem im Handheld-Betrieb, denn vorerst ist das neue "SteamWorld" nur für Nintendos Switch-Konsole erhältlich.

 

Note: 7.0 (GUT)

 



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