Mit seinem rasenden Igel Sonic wollte SEGA 1991 einen Gegenpol zu Nintendos Jump'n'Run-Hosenmatz Mario und ein Maskottchen für sein 16-Bit-System Mega Drive etablieren. An den Erfolg des NES- und
Super-Nintendo-Klempners konnte Sonic zwar nie heran reichen, aber die blitzschnellen Hüpfspiele um den blauen Blitz unterstrichen geschickt den wichtigsten Pluspunkt der Hardware: Während das
zwei Jahre später veröffentlichte Super Nintendo den deutlich stärkeren Grafik- und Sound-Chip vorweisen konnte, war der Mega-Drive-Prozessor fast doppelt so schnell getaktet - darum stand das
System schnell in dem Ruf, eine Spezial-Konsole für schnelle Action-Spiele zu sein. Wo Mario gemächlich von Hindernis zu Hindernis hopste, da preschte Sonic mit Überschall durch knallbunte,
Achterbahn-artige Level-Konstruktionen, um seine Tierfreunde vor dem Zugriff des durchgeknallten Dr. Robotnik zu beschützen.
Weil sich SEGA 2001 aus dem Konsolen-Geschäft zurückzogen hat, spielt Sonic inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle, aber wacker gehalten hat sich der freche Igel dennoch: Noch immer
erscheinen regelmäßig Jump'n'Run-Ausflüge um das einstige Hardware-Maskottchen, außerdem hat der stachelige Held schon erfolgreiche Genre-Seitensprünge ins Reich der Rennspiele absolviert und
sich an der Seite Ex-Nebenbuhler Mario eingefunden, um mit ihm zusammen bei den olympischen Spielen anzutreten.
Jetzt - fast 30 Jahre nach seinem Debüt - bekommt das Kerlchen endlich seinen eigenen Kinofilm. Eine (allerdings zweifelhafte) Ehre, die seinem Kollegen Mario schon während der 80-er zuteil
wurde. Der von Paramount produzierte "Sonic: The Hedgehog"-Film verwandelt den weltberühmten Igel in eine Computer-animierte Figur, weicht dabei allerdings gehörig von der Spiele-Vorlage ab: Der
Realfilm-Sonic hat trotz CGI-Naturell eine überraschend menschliche Figur - fast so, als würde ein Darsteller im plüschigen Jogging-Anzug über das Set marschieren. "Sonic"-Fans reagieren bisher
überwiegend negativ auf den ersten richtigen Trailer zum für November angekündigten Streifen. Positiv aufgenommen wurde dagegen die Besetzung von Sonics Erzfeind Dr. Robotnik: Der schnauzbärtige
Maschinen-Schmied wird im Film von der berühmten Hollywood-Ulknudel Jim Carrey gespielt. Damit ist "Sonic" der erste große Leinwandauftritt, den der Comedian seit Jahren absolviert: Nach
"Kick-Ass 2" sowie "Dumm und Dümmehr" verschwand Carrey für einige Jahre von der Bildfläche, um private Probleme aufzuarbeiten und sich der Malerei zu widmen.
Ob die prominente Besetzung des Bösewichts den eigenwilligen Film retten kann, ist allerdings fraglich: Für den "Super Mario Bros."-Film von 1993 brillierte Dennis Hopper in der Rolle von Marios
Intimfeind Bowser - und mit Bob Hoskins als Hupf-Klempner war sogar die Titelrolle erstklassig besetzt. Trotzdem fiel der Film aufgrund seines schwachen und zu weit von der Vorlage entrückten
Skripts beim Publikum durch.
UPDATE:
Für Entertainment-Konzerne sind Shit-Storms - also Fans, die im Internet lautstark ihrem Frust Luft machen - meist ein Ärgernis. Aber manchmal können sie ein Label auch davor bewahren, ein
Produkt zu veröffentlichen, das wahrscheinlich brutal geflopt wäre. So vor einigen Tagen geschehen, als Paramount Pictures den ersten vollwertigen Trailer zu ihrem kommenden "Sonic"-Kinofilm
zeigten: Die meisten Fans des blauen Jump'n'Run-Igels waren von den Änderungen an dem Sega-Maskottchen so erbost, dass sich das Film-Team hinter Regisseur Jeff Fowler im letzten Moment dazu
entschieden hat, das Design des Helden zu ändern. Auf Twitter versichert der Regisseur, dass Paramount und Sega alles tun würden, um den bestmöglichen Sonic abzuliefern.
Den Starttermin am 8. November scheint man trotzdem halten zu wollen - heftige Überstunden für die CGI-Künstler bei den beauftragten Animations-Schmieden "Blur" und "Marza Animation Planet" sind
damit wohl vorprogrammiert.
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