Wie Google mit Streaming-Dienst "Stadia" die Konsolen-Konkurrenz zu Brei schlagen will


 

Schon seit Wochen wurde darüber gerätselt, welche Bombe Google auf der Game Developers Conference platzen lassen könnte - und jetzt war es endlich soweit. Wer nach dem Wechsel von Ex-Ubisoft-Producerin Jade Raymond zum Suchmaschinen-Riesen allerdings mit einer eigenen Google-Konsole oder wegweisenden Exklusiv-Spielen gerechnet hat, der wurde enttäuscht: Stattdessen lieferte Google unter dem Namen "Stadia" die überraschend inhaltsleere Präsentation eines neuen Streaming-Dienstes - nach dem Google-Chrome-seitigen Streaming-Experiment mit "Assassin's Creed Odyssey" vor einigen Monaten keine große Überraschung. Harte Fakten, warum "Stadia" interessanter oder funktioneller sein könnte als bereits bekannte Streaming-Plattformen für Games, lieferte der Konzern leider nur wenige: So präsentierte man zwar einen eigenen Controller und

interessante Features für das Teilen von Spielständen, blieb Details zu Preis oder dem genauen Geschäftsmodell aber schuldig. Wirklich interessant wurde es bei der Bekanntgabe eines Youtube-Features, bei dem der Hersteller auf clevere Weise Synergien zwischen seinen verschiedenen Diensten nutzt: Wer zum Beispiel in Youtube ein Video von "Assassin's Creed: Odyssey" begutachtet, der braucht nur den "Play"-Button daneben zu drücken, um selber sofort ins Spielgeschehen einzutauchen. Wo sich der Spieler dafür registrieren muss, ist noch unbekannt - aber vermutlich wird der Betreiber eine Möglichkeit anbieten, den Stadia-Account mit dem jeweiligen Google-Konto zu verknüpfen.

Außerdem soll es möglich sein, nahtlos vom Computer-Browser zu Smart-TV, Smartphone oder Tablet zu wechseln. Etwas problematisch könnte es allerdings für Heim-Cineasten werden, die noch über keinen modernen Fernseher mit den nötigen Smart-Optionen verfügen: So hat Google zwar angekündigt, mit seinem vermutlich schon 2019 startenden Dienst auch 4K-Auflösung und Raumklang zu unterstützen, aber eine entsprechende Set-Top-Box scheint man nicht zu planen.

Dass Games-Streaming in einigen Jahren eine große Rolle spielen wird, ist kaum von der Hand zu weisen. Welcher Dienstleister sich dabei auf Dauer durchsetzt, wird aber vermutlich - wie schon im Konsolen-Bereich - sehr stark mit dem jeweiligen Angebot an Exklusiv-Titeln verknüpft sein. Wenn es um Server-Strukturen und pure Online-Expertise geht, hat Google die Nase vorn, dafür mangelt es dem Hersteller an der nötigen Erfahrung bei Home-Entertainment und Spiele-Entwicklung - Bereiche, in denen Sony mühelos punktet.

Ob und wie schnell sich Games-Streaming durchsetzen wird, das hängt außerdem von der weiteren Verbreitung schneller Internet-Zugänge ab. Zwar feiern Streaming-Dienstleister wie Netflix oder Prime Video große Erfolge, aber selbst hier gibt es immer wieder Probleme wie Ausfälle oder Verpixelungen infolge niedriger Datentransfers und Server-Überlastungen. Dabei ist das Streaming von Filmdaten technisch deutlich weniger herausfordernd als das von Spielen. Darum ist vermutlich erst in einigen Jahren mit einem breiten Erfolg der Streaming-Technologie zu rechnen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, in die nächsten Konsolen-Generation zu investieren, muss sich vorerst keine Sorgen machen.

 


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