Trotz des großen Verkaufserfolgs von "Red Dead Redemption 2" sieht nicht jeder in Rockstars Wildwest-Epos die ursprünglich erhoffte Gameplay- und Open-World-Revolution. Zu den Kritikern zählt
auch Bruce Straley, der ehemalige Direktor von "Last of Us"- und "Uncharted"-Entwickler Naughty Dog. Obwohl Straley bis September 2017 in dem für seine geradlinigen Story-Spiele bekannten Studio
gearbeitet hat, bemängelt er an den Abenteuern von Arthur Morgan genau das – und zwar auf Twitter. Ihm zufolge harmonieren die offene Spielwelt und die weitgehend geradlinige Erzählweise des Action-Adventures nicht
richtig miteinander.
Als Beispiel führt Braley eine Mission an, in der Morgan zusammen mit sieben anderen Gang-Migliedern auf das Anwesen einer reichen Südstaaten-Familie zumarschiert, um (Vorsicht, Spoiler!) den
entführten Sohn von "Red Dead Redemption 1"-Held John Marston zu befreien. Bei der Story-Mission töten Morgan, Marston und ihre Waffenbrüder aus Rache alle Sprösslinge und Bediensteten der
Gutsherrin, bevor sie das Anwesen zusammen mit der alten Dame den Flammen übergeben. Offenbar wollte Straley das Anwesen in dieser Missionen lieber umgehen und den Feind flankieren, anstatt sich
wie die anderen Ganoven frontal in die Schlacht zu stürzen - aber dafür wurde er mit dem Spieltod bestraft. Ihm zufolge würden die meisten Story-Einsätze in "RDR2" kaum Spielraum für eigene
Entscheidungen oder Strategien bieten, stattdessen würde man vom Spiel dazu gezwungen, nach einem bestimmten Handlungsmuster zu agieren. Für geradlinige Spielerfahrungen wäre das in Ordnung, für
ein Open-World-Game aber veraltetes Spiel-Design. Beifall bekommt er dafür auf Twitter von seinem ehemaligen Naughty-Dog-Kollegen Matthew Gallant, der dort noch immer als Game-Designer
arbeitet.
Gallant zufolge wäre die Intoleranz der Missionen gegenüber alternativen Vorgehensweisen besonders auffällig, weil das Spiel diese Strategien abseits der Story-Missionen sogar ausdrücklich
unterstüzten würde.