Verwandlungskünstler: Monster Boy and the Cursed Kingdom


 

Jump'n'Run-Action mit Adventure- und Rollenspiel-DNA: Game Atelier lässt mit "Monster Boy and the Cursed Kingdom" SEGAs klassische "Wonder Boy"-Reihe auferstehen. Der geistige Nachfolger richtet sich dabei vor allem an Retro-Profis.

Während der 80-er-Jahre hat die "Wonder Boy"-Serie von Westone und SEGA das Jump'n'Run-Genre auf ähnliche Weise revolutioniert wie "Super Mario". Das Erfolgsrezept der Serie: Klassische Hüpfspielmechanismen mit Adventure- und Rollenspiel-Elementen veredeln. Heute ist das nichts Besonders mehr, damals war es ein Novum. Als man den kleinen Helden in seinem Master-System-Auftritt "Dragon's Trap" auch noch Verwandlungs-Fähigkeiten verlieh, gab es für die begeisterte Fan-Schar kein Halten mehr. Trotzdem liegt die Serie seit 22 Jahren auf Eis, der Ableger "Monster World 4" von 1994 war der letzte Auftritt des "Wonder Boy"-Clans.

Bis jetzt. 2017 hat der französische Entwickler Lizardcube ein liebevolles Remake des 8-Bit-Oldtimers entwickelt, während ein paar Straßen weiter bei Game Atelier der direkte geistige Nachfolger zu "Dragon's Trap" geschmiedet wurde. Mit gerade mal 28 Jahren Verspätung. "Monster Boy and the Cursed Kingdom" entstand obendrein in Zusammenarbeit mit dem einstigen Serien-Mastermind Ryuichi Nishizawa – und wie beim großen Vorbild stehen die tierischen Mutationen des kleinen Jump'n'Run-Helden im Vordergrund. Während der schwertschwingende Dreikäsehoch durch bunte Comic-Kosmen turnt, verwandelt er sich in Schwein, Drache, Frosch oder Löwe – wobei jede Form mit ihren eigenen Spezialfähigkeiten kommt, die für das Lüften spezieller Rätsel benötigt wird. So kann er als Schweinemann geheime Winkel und Schatz-Verstecke erschnüffeln, während er in Froschgestalt eine lange, klebrige Zunge ausfahren kann oder als Löwe besonders wuchtig auf den Putz haut.

 



 

Ebenfalls typisch für die Serie ist das stattliche Repertoire aus den verschiedensten magischen Gegenstände und Zauberkunststücken: Die verschiedenen Tinkturen und Tricks bringen den Herzchen-Bestand angeschlagener Helden wieder auf Vordermann, lassen sie im Todesfall an Ort und Stelle wiederauferstehen, schützen sie durch eine magische Blase vor schädlichen Einwirkungen oder lassen Feuerbälle durch den Äther knistern. Die besten Tränke und Zauber fürs mühsam erkämpfte Geld gibt es in der Hauptstadt – darum darf Held Jin per Schnellreise-Portal zwischen den verschiedenen Level-Welten hin und her springen. Oder weil er gerade erst eine neue Fähigkeit ergattert hat, mit deren Hilfe er ein zuvor unüberwindliches Hindernis doch noch passieren kann.

Die Hit-Formel des Klassikers ist also nach wie vor voll intakt. Inklusive all der ausgiebigen Tauchgänge, der herrlich verschrobenen Charaktere, durchgeknallten Boss-Gegner und schmissigen Level-Melodien, die ein gelungenes "Wonder Boy" schon immer ausgezeichnet haben. Beim Schwierigkeitsgrad hat es Game Atelier allerdings etwas übertrieben: Der neue "Monster Boy" wird nach einem vergleichsweise zahmen Auftakt so gemeingefährlich, dass manchmal sogar Serien-Profis kurz vorm Nervenzusammenbruch stehen. Dabei bleibt die Reise ins "Cursed Kingdom" zwar immer fair, aber etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Trotzdem: Wer die nötige Geduld und Leidensfähigkeit mitbringt, der wagt den Sprung ins kalte und Raubfisch-verseuchte Wasser.

 

Note: 8.5 (SEHR GUT)

 

 

WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend