Die Minis kommen, Teil 2


 

Die Profi-Lösung: das Super Nt
Echte Retro-Puristen wollen keine Software-Emulation - sie spielen lieber mit ihren alten Super-Nintendo-Modulen und möchten, dass sie von der Hardware exakt verarbeitet werden. In dieser Disziplin ist das "Super Nt" König: Der integrierte Chip wurde so programmiert, dass er sich exakt wie ein SNES verhält. Das knapp 200 Euro teure "Nt" kommt ohne Pads, ist aber mit Original-Controllern kompatibel. Außerdem ist eine exklusive, erweiterte Fassung von "Super Turrican" auf dem System installiert.

 


 

Der Allrounder: die Retron 5
Ein echter Alleskönner für Retro-Liebhaber mit großer Sammlung ist die "Retron 5": Das System versteht Cartridges für Super Nintendo, NES, Mega Drive und Game Boy Advance, deren Code die "Retron 5" Software-seitig emuliert. Die Konsole kommt mit einem mittelprächtigen Wireless-Pad, besser ist der Anschluss alter Original-Controller. Tolle Features wie installierbare "Action Replay"-Codes und eine Screenshot-Funktion machen die rund 160 Euro teure Hardware nicht nru für Sammler, sondern gerade für Blogger und Youtuber attraktiv.

 


 

Rückkehr des Brotkastens: der C64 Mini
Keine Konsolen-Miniatur, sondern eine Heimcomputer-Schrumpfung ist der "C64 Mini": Die Winz-Version des besonders in Deutschland populären 8-Bit-Brotkastens bringt einen vom beliebten "Competition Pro" inspirierten Joystick und 64 vorinstallierte Spielen mit. Das Keyboard ist reine Deko, darum greifen manche Spiele auf eine Software-seitige Onscreen-Tastatur zurück. Schade: Die Emulation der Spiele ist zwar überwiegend sauber...

 


 

Chassis Hui, Spiele-Auswahl und Joystick pfui
Die Titel-Auswahl ist dagegen dürftig. Abgesehen von einigen Highlights wie "Nebulus" (siehe Bild), "Mission Impossible", "California Games", "Paradroid" und "Uridium" findet sich viel Software-Schrott auf dem System, während wichtige Klassiker fehlen. Größter Kritikpunkt ist allerdings der klapprige Joystick, der sich leider gegen keinen Alternativ-Controller tauschen lässt. Für knapp 90 Euro ein durchwachsenes Paket.

 


 

Möchtegern-VCS für Indie-Gamer: die Atari-Box
Atari ist zwar schon lange nicht mehr Atari, aber das hindert den gleichnamigen US-Hersteller von heute nicht daran, mit dem Namen von einst auf Liebhaber-Fang zu gehen: Seine "Atari-Box" sollte 2018 erscheinen, aber aktuell scheint das Projekt mangels Interesse in der Versenkung verschwunden. Das visuell am legendären 8-Bit-"VCS" angelehnte System soll knapp 300 Euro kosten und neben einigen Atari-Klassikern vor allem aktuelle Independent-Games abspielen.

 


 

120 mal 8-Bit: das "Atari Flashback"
Wer sich schon jetzt in die Zeit des legendären "Atari VCS" zurück beamen will, der wird vielleicht mit dem "Flashback" glücklich: Das optisch dem Atari-Vorbild nachempfundene Miniatur-Gerät wird mit zwei Funk-Controllern ausgeliefert, außerdem lassen sich alte Original-Heimcomputer-Sticks einstöpseln. Schade: Von den 120 vorinstallierten Spielen sind nur einige Dinosaurier wie "Pitfall", "River Raid", "Frogger", "Centipede" und "Adventure" erwähnenswert.


 

Hässlich, aber wegweisend: "VCS"-Games wie "Adventure"
Wer Steven Spielbergs "Ready Player One" gesehen oder das Buch gelesen hat, weiß um den Einfluss von "VCS"-Spielen wie Ataris "Adventure". Visuell sind diese Spiele so rudimentär, dass sich selbst Pixelgrafik-Fans nur noch erschrocken durch blinzeln können. Trotzdem entstanden hier viele Design-Blaupausen, die noch immer Gültigkeit haben. Ein Vergnügen mag das heute nicht mehr sein - aber ganz sicher ein interessantes Erlebnis.


 

Der Ameisen-Automat: das Neo Geo Mini
In der Ära 16-Bit war das "Neo Geo" vom japanischen Automaten-Hersteller SNK die einzige Möglichkeit, sich echtes Spielhallen-Feeling nach Hause zu holen. Das hatte allerdings seinen Preis: Monströse Module wie "Samurai Shodown" oder "Metal Slug" schlugen mit 400 Mark aufwärts zu Buche. Jetzt werden diese Klassiker zusammen mit 38 anderen auf dem "Neo Geo Mini" verewigt: Die Winz-Konsole sieht aus wie ein kleiner Automat und hat ein eigenes Display nebst eingebauten Controller-Elementen, lässt sich aber auch mit dem Fernseher sowie externen Joypads verbinden.


 

Das Neo Geo: Games für Kenner
Spielhallen-Klassiker wie "Samurai Shodown" (siehe Bild), "Metal Slug", "Viewpoint" oder "The Art of Fighting" waren außerhalb von Japan schon immer Nischenware und bei uns nur dank Neo Geo bekannt. Aber während der frühen 90-er-Jahre waren diese Spiele der Gipfel der Pixelkunst, bei Action- und Prügel-Games machte den Neo-Geo-Entwicklern keiner was vor. Noch heute verblüffen die Arcade-Klassiker der Japaner mit butterweichen Trickfilm-Animationen, Farbvielfalt und wunderbar detaillierter 2D-Grafik.

 


 

Der Nachmacher: die PlayStation Classic
Inspiriert vom Erfolg der Nintendo-Minis hat Sony inzwischen seine eigene Miniatur-Konsole veröffentlicht. Die "PlayStation Classic" lässt den Anfang der Sony-Ära mit 20 vorinstallierten Spielen Revue passieren, leider verlässt sich der Hersteller dafür auf eine teilweise mangelhafte Open-Source-Emulation.

 


 

Mangelhafte Ausführung
Auch die Spiele-Auswahl lässt zu wünschen übrig: Neben Klassikern wie "Final Fantasy 7", "Metal Gear Solid" oder "Abe's Oddysee" sind auch einige Rohrkrepierer mit an Bord, während wichtige Top-Seller wie "Crash Bandicoot", "Spyro" oder "Wipeout" fehlen. Außerdem hat Sony auf einen Scanline-Filter verzichtet und obendrein keinen Analog-Controller beigelegt. Klarer Fall: diese hundert Euro kann man sich sparen.

 


 

Lohnt die Anschaffung?
Welche der zahlreichen Retro-Konsolen ist die Anschaffung also am meisten wert? Streng genommen bekommt man die meisten der enthaltenen Spiele aunh für lau über das Internet und per PC- oder Macintosh-Emulator. Aber wer mal so richtig in Erinnerungen schwelgen will, der ist mit den Kleinst-Konsolen unter Umständen besser dran. Im Falle der Nintendo-Minis überzeugen Games-Angebot und Drumherum, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis passt. Währen SNKs "Neo Geo Mini" nur für ausgesprochene Nischen-Fans taugt, kann man "C64 Mini" und "PlayStation Classic" im Regal stehen lassen: Beide sind auf den durch Nintendo gemachten Hype aufgesprungen, ohne die Qualität des Originals zu erreichen.