Vor 20 Jahren - Ende 1998 - veröffentlichte der einst exklusiv im Videospielmarkt beheimatete Hersteller SEGA seine letzte Konsole: Mit dem Dreamcast wollte der Sonic- und Mega-Drive-Erfinder die
Schlappe vergessen machen, die ihm Nebenbuhler Sony mit seiner ersten PlayStation-Konsole zugefügt hatte. Zur Ära 8Bit und 16Bit regierte SEGA den Markt auf einem bequemen zweiten Platz - dicht
hinter Branchen-Primus Nintendo.
Doch Sonys Vorstoß in den Videospielmarkt hatte die Karten neu gemischt: Während die PlayStation den Markt für stationäre Konsolen unangefochten dominierte, folgte Nintendo mit seinem N64 auf dem
zweiten, Sega mit der "Saturn" auf einem weit abgeschlagenen dritten Rang. Drei Jahre danach sollte der Dreamcast mit fortschrittlicher Technologie Abhilfe schaffen: Die 128Bit-Konsole legte zwar
einen schwachen Japan-Start hin, doch etwa ein Jahr später brachte man - vor allem in den USA - Sonys PlayStation für kurze Zeit tatsächlich in Bedrängnis. Nahezu eine halbe Million verkaufte
Konsolen zur Einführung in den Staaten bescherten dem Hersteller sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde, während Software-Titel wie "SEGA Rally", "Power Stone", "Soul Calibur",
"Resident Evil: Code Veronica", "Metropolis Street Racer" oder "Sonic Adventure" der Plattform zusätzlichen Auftrieb brachten. Weniger erfolgreich war dagegen - wenn auch technisch revolutionär -
die Einführung eines kostenpflichtigen Online-Dienstes. Abgesehen von "Phantasy Star Online" mangelte es dem teuren Service leider an den nötigen Zugpferden. Inzwischen tat die schlechte
Online-Abdeckung in vielen Gebieten ihr Übriges, um das an sich zukunftsweisende Konzept scheitern zu lassen.
Als im Jahr 2000 Sonys PlayStation auf der Bildfläche erschien, hatte SEGA zwar das weit bessere Software-Lineup, aber die Prominenz der PlayStation-Marke und der integrierte DVD-Filmplayer der
PS2 sorgten in kürzester Zeit dafür, dass SEGA die Führungsposition in der neuen Hardware-Generation wieder verlor. März 2001 zog man nach einem desaströsen Geschäftsjahr die Konsequenz, stelle
den Dreamcast ein und zog sich endgültig aus der Konsolen-Produktion zurück. Seitdem ist der einstigen Videospiel-Konzern ein reiner Software-Hersteller - sehr zur Enttäuschung vieler Fans, die
dem Dreamcast bis heute geradezu sklavisch die Treue halten und zum Beispiel die Wiederbelebung der "Shen Mue"-Reihe befeuert haben. Dank seiner Windows-Architektur ist die vor 20 Jahren
veröffentlichte Konsole noch immer eine beliebte Plattform für Homebrew- und Hobby-Entwickler: Der Dreamcast ist tot - es lebe der Dreamcast!