Der vor allem für seine erstklassigen Point'n'Click-Adventures bekannte deutsche Entwickler und Hersteller Daedalic gründet eine neue Niederlassung: Auf Hamburg und Düsseldorf folgt nun eine
Firmentochter in München. Das Team soll fast vollständig aus ehemaligen Mitarbeitern des ebenfalls in München ansässigen Independent-Studios Klonk ("Shift Happens") bestehen. Bald werden die
findigen Spiele-Spezialisten um Studioleiter und Creative Director Oliver Machek an einem Action-Adventure aus der Feder von "Deponia"-Erfinder und Daedalic-Mitgründer Jan "Poki" Müller-Michaelis
arbeiten. Außerdem will man Auftragsarbeiten erledigen - wie zum Beispiel VR-Anwendungen für Industrie-Kunden.
Geschäftsführer des neuen Standortes wird Daedalic-COO Stephan Harms, der die Neugründung gegenüber elektrospieler vor allem als "von Idealismus geprägten Schritt" bezeichnet. "Wenn selbst
Free-to-Play-Riesen wie InnoGames Schwierigkeiten beklagen, dann ist das eigentlich kein gutes Zeichen für den Zustand der deutschen Games-Branche. Dass wir trotzdem verrückt genug sind, in
diesen Zeiten neue Studios zu eröffnen, das zeigt, wie ernst es uns nach wie vor damit ist, mutige und innovative Spiele zu produzieren. Vielleicht könnten wir uns das Leben leichter machen,
indem wir ebenfalls auf Free-to-Play setzen - aber wir sind keine großen Freunde dieses Models. Das sind für mich keine Games, sondern mit schicker Grafik getarnte
Monetarisierungs-Maschinen."
Aber was dürfen Fans von dem neuen Poki-Abenteuer erwarten? "So viel kann ich verraten: Es wird kein Point'n'Click-Adventure mehr, auch auf gezeichnete Grafiken verzichten wir diesmal", erklärt
Harms. "Stattdessen will Poki eine moderne Game-Engine mit zeitgemäßer Grafik und Action-Elementen. Das Konzept dafür steht, jetzt müssen wir es produzieren - und dafür brauchen wir ein
eingespieltes Team, das so etwas realisieren kann. Was uns nach München und zu den Jungs von Klonk bringt…."
Aber warum die Leute dann nicht nach Hamburg holen? "Hamburg ist zwar eine schöne Stadt, aber auch kein Magnet mehr, für den man alles stehen und liegen lässt, wenn man von dort einen Job
angeboten bekommt", meint Harms. Und weiter: "Wer richtig gute und erfahrene Games-Entwickler haben will, der muss auch schon mal zu den Profis gehen - und nicht umgekehrt."
Titel und Release-Datum für das neue Poki-Adventure sind noch unbekannt, die Produktion startet laut Harms in nur wenigen Wochen.
Obwohl man in Bayern die Games-Förderung jüngst ordentlich aufgestockt hat, war dieser Punkt laut Harms kein ausschlaggebender Faktor. "Natürlich werden wir uns um Fördergelder bemühen, aber hier
ist noch nichts entschieden. Zumal es sich hierbei um kein Geschenk, sondern ein Darlehen handelt."
Auf alle Fälle dürfte man sich in Bayern über den Schritt der Hanseaten freuen: Der Games-Standort München wird durch ein Daedalic-Studio noch attraktiver - und die vielen Poki-Fans dürfen sich
endlich auf Nachschub freuen. Harms zufolge kam der bekannte Game-Designer und Autor nach rund sechswöchiger, selbstauferlegter "Isolationshaft" mit tiefen Augenringen und einem Konzept ins Büro,
das alle begeistert hätte. "Natürlich muss man den ersten Enthusiasmus erstmal etwas bremsen und dann vergleichsweise unaufgeregt prüfen, was umsetzbar ist und was nicht - aber selbstverständlich
erhält ein Jan Müller-Michaelis bei uns alle verfügbaren Ressourcen, wenn er ein neues Spiel entwickeln will. Der Schritt in Richtung München verdeutlicht das."