Ubisofts neues "Assassinen"-Abenteuer "Origins" wird vor allem für die detailgetreue Darstellung des alten Ägyptens gelobt, das der Spieler nach Art eines Open-World-Rollenspiels frei erkunden darf. So viel Detailtreue ruft unweigerlich auch solche Historiker auf den Plan, die nicht in die Entwicklung des Mega-Projekts involviert waren - darunter zum Beispiel Mary Beard vom Fachzweig "Klassische Altertumswissenschaft" an der Uni Cambridge. Beard kritisiert die im Spiel zelebrierte und sexuell aufgeladene Darstellung der ägyptischen Herrscherin Kleopatra. Die wäre dem Hollywood-Bild der Königin entliehen und folge damit weit verbreiteter "römischer Propaganda". Angeblich hätte der römische Kaiser Augustus viel Energie darauf verwandt, seinen Gegenspieler Marcus Antonius und dessen Verhältnis zu Kleopatra zu belasten, indem er die Monarchin als teuflische Verführerin diffamierte.
Im Spiel findet sich eine polarisierende Szene, in der sich Kleopatra den männlichen Besuchern eines Festes anbietet - vorausgesetzt, sie lassen sich nach dem Verkehr hinrichten. Hier hakt die Archäologin Joyce Tyldesley ein: Der Ägyptologin zufolge gibt es keine Beweise für ein derartiges Verhalten der Königin - vielmehr müsse man davon ausgehen, dass sie ebenso wie andere ptolemäische Herrscher Beziehungen nur im Interesse politischer Bündnisse pflegte. Es habe sich vermutlich um eine gewiefte Taktikerin und eine kalkulierende Herrscherin, nicht aber um einen altertümlichen Vamp gehandelt.
Spieler indes dürfte das für "Origins" bemühte Hollywood-Bild berühmter Persönlichkeiten wie Kleopatra oder Cäsar kaum tangieren: Das am 27. Oktober für PC, PS4 und Xbox One veröffentlichte
Rollenspiel streicht international Lob ein und verbucht derzeit eine Metacritic-Wertung von 82 Prozent. Durch User kritisiert wird allenfalls das reichhaltige Angebot an käuflichen Ingame-Gütern
und Spielzeit-Beschleunigern - nicht aber die historische Genauigkeit.