Das "Monstie"-Rollenspiel: Monster Hunter Stories

 

Capcom stellt seiner erfolgreichen Monsterjäger-Reihe ein Rollenspiel-Spin-Off für Serien-Einsteiger zur Seite: Bei "Monster Hunter Stories" dürfen wir Runde für Runde kämpfen und unseren eigenen Reitdino satteln.

 


 

Durch eine idyllische, vorsintflutliche Welt stapfen, dabei mit wuchtigen Schwerthieben urzeitlichen Riesen-Echsen einen Schuppen-Scheitel ziehen und sie anschließend gründlich ausweiden, um ihre Einzelteile in den Waren- und Upgrade-Kreislauf der "Monster Hunter"-Spielwelt zu überführen: Mit diesem Erfolgsrezept vermarktet der japanische Traditions-Hersteller Capcom eine der erfolgreichsten Spiele-Serien aus Fernost – und das gleich so erfolgreich, dass einzelne "Monster Hunter"-Titel die Macht haben, über Erfolg oder Misserfolg eines Spiele-Systems zu entscheiden… zumindest beim japanischen Heimspiel. PSP und PS Vita haben dank Dino-Hatz in ihrer Heimat respektable Erfolge gefeiert, auch am Triumphzug von Nintendos 3DS haben die Schuppentiere Anteil. Im Westen dagegen tut sich die Serie trotz wachsender Fan-Basis noch immer schwer: Die Einstiegshürde bei der Monsterjagd ist hoch – wer Bestien wie Gammoth und Brachydios entweder alleine oder im Rahmen einer Multipayer-'Treibjagd' erlegen möchte, der muss nicht nur tüchtig üben, der muss sich vor allem auf das komplexe Echtzeit- und Action-Regelwerk des Spiels einlassen, das mit jeder neuen Episode noch komplizierter wird.

Darum präsentiert Capcom jetzt ein "Monster Hunter"-Spin-Off, das sich vor allem an solche Spieler richtet, die den Kampf bisher gescheut haben: "Monster Hunter Stories" ist zwar anders als die Hauptserie nicht im Action-Adventure-, sondern im Rollenspiel-Genre verortet – doch viele Kern-Mechanismen des Originals wurden entweder vorlagengetreu oder zumindest in abgespeckter Form übernommen, darunter vor allem das Sammeln und Erobern verschiedenster Rohstoffe, die unser Held anschließend per Rezept in Konsum-Objekte oder beim Waffenschmied in Ausrüstungs-Verbesserungen verwandelt.

 



 

Der deutlichste Unterschied zur eigentlichen "Monster Hunter"-Reihe ist das dramatisch veränderte Verhältnis zwischen Mensch und Bestie: Während "Jäger" aus den Hauptspielen ihre Zeit damit verbringen, den prachtvollen Kreaturen Schuppenkleid, Lederhaut oder Fell über die Lauschlöcher zu ziehen, sind die "Rider" aus "Monster Hunter Stories" auf eine wesentlich engere und vor allem längerfristige Mensch-Monster-Bindung aus: Mit Hilfe eines magischen Steins geht der Rider eine Art Seelen-Verbindung mit seinen eigenen "Monsties" ein – und das, während die zunächst niedlichen Tierchen noch damit beschäftig sind, aus dem Ei zu krabbeln. Auf diese Weise werden sonst aggressive, klauen- sowie zahn-strotzende Biester zu handzahmen Gefährten, die sich in den Runden-Gefechten als eine Art Nichtspieler-Charakter auf die Seite unseres halbstarken Helden schlagen: Während wir unser Alter-Ego per Menü-Kommando verschiedene Angriffe ausführen oder den Ausrüstungs-Beutel verwalten lassen, stürzt sich "Monstie" selbständig in die Schlacht. Allerdings können wir die Aktionen unseres Beast-Buddies durch gute Beobachtung ebenso ablesen wie die der feindlichen Kreaturen: Wer dabei besonders geschickt vorgeht, der erreicht im laufenden Gefecht eine höhere "Bindungsstufe" und darf sich danach auf den Rücken seines Gefährten schwingen, um mit ihm zusammen besonders brachiale Team-Attacken zu entfesseln. Doch auch ohne den monströsen Kampfgefährten sind gute Beobachtung und Taktik gefragt: Drei verschiedene Angriffsformen wollen nach dem "Schere-Stein-Papier"-Prinzip eingesetzt werden und können dabei über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das feindliche Raptor-Getier setzt uns zum Beispiel mit einer flinken "Geschwindigkeits-Attacke" zu? Dann ist ein "Technik-Angriff" die richtige Wahl, bei dem sich unser Held unter der gegnerischen Offensive wegduckt, zur Seite abrollt und seinen Widersacher anschließend mit einem mächtigen Hieb in die Flanke fällt.

 



 

Ob es überhaupt zum Gefecht kommt oder nicht, entscheiden wir beim Marschieren durch die in mal größere, mal kleinere Instanzen unterteilte Spielwelt: Sind wir nicht gerade damit beschäftigt, verschiedene Kräuter zu sammeln, Bienen den Honig zu mopsen oder Steine zu klopfen, dann gilt unsere Aufmerksamkeit dem Tierleben. Während sich flinke Räuber gerne an unsere Fersen heften, sobald wir ihr Revier passiert haben, sind Pflanzenfresser und andere, eher gutmäutige Dickhäuter-Modelle froh, wenn wir sie in Ruhe grasen lassen. Wer den durchs Feld flitzenden und stapfenden Dinos entkommen möchte, der durchquert die Spielwelt am besten hoch zu Ross… äh… Reptil… ansonsten tippelt unser Echsen-Gefährte brav neben uns her – mit einem schwatzenden "Felyne"-Katzenwesen auf dem Rücken, das uns zwar nicht mit Tatzen-Kraft, aber dafür mit Rat und Tat zur Seite steht.

 

Für eingefleischte "Monster Hunter"-Fans ist "Stories" zwar wenig mehr als eine willkommene Ergänzung der Sammlung – Einsteiger dagegen bekommen mit dem RPG-Spin-Off die vielleicht beste Chance, das sonst hochkomplexe Jäger-Universum doch noch zu begreifen. Freunde japanischer RPG-Kost dürfen sowieso bedenkenlos zugreifen: Die im Manga- und Anime-Look gehaltenen "Stories" sind liebevoll präsentiert, kommen mit einigen wunderschönen Render-Filmchen und bieten ein zwar stereotypes, aber sympathisches Helden-Grüppchen. Wunderschön inszenierte Dino-Duelle, das umfangreiche Crafting-System und ein Online-Modus sind dabei die Sahne-Häubchen.