Schilde hochfahren und eine volle Breitseite Photonen-Torpedos in die feindliche Klingone-Flotte: Ubisofts Enterprise-Simulator "Star Trek Bridge Crew" versetzt Besitzer eines VR-Headsets auf die Brücke eines Föderations-Raumschiffs.
"Captain auf der Brücke!" Über 50 Jahre nach dem Jungfernflug der USS Enterprise dürfen "Star Trek"-Fans endlich die Zentrale eines riesigen Förderations-Raumschiffs betreten. Ubisofts "Bridge Crew" setzt auf die Cyber-Headsets PlayStation VR, Oculus Rift und HTC Vive, damit Spieler im Sessel des Captains Platz nehmen oder eine von drei anderen zentralen Kommando-Positionen besetzen können. Das Resultat ist weder Raumkampf-Ballerei noch Action-Adventure, sondern eine nüchterne Simulation mit hohem Multiplayer-Faktor. Aber die hat aller Steifheit zum Trotz ihren ganz eigenen Charme - sogar für Einzelgänger.
Je nachdem, ob sich der Spieler vor dem Eintauchen in die unendlichen VR-Weiten für eine Karriere als Captain, Taktik-Offizier, Steuermann oder Ingenieur entscheidet, nimmt er auf einem anderen
Stuhl Platz. Freunde der TV- und Kino-Vorlagen kennen die Aufteilung der Brücke - auch wenn sie im Laufe von mehreren Bildschirm-Generationen immer wieder leicht angepasst wurde: Vorne links
manövriert der Steuermann den riesigen Weltraum-Pott mit Hilfe von Steuer-Düsen, Impuls-Triebwerken oder Warp-Antrieb durch das Sternen-Meer. Inzwischen verschießt der Kollege rechts von ihm
Phaser-Strahlen und zielsuchende Photonen-Torpedos, nimmt mit Hilfe der Beam-Funktion zum Beispiel die Insassen anderer Schiffe an Bord, fährt die Schutzschilde hoch oder scannt die Systeme
feindlicher Weltraum-Vehikel.
Etwas einfacher als in der Vorlage hat es in Ubisofts "Bridge Crew" der Mann von der Technik: Anstatt sich wie Vorzeige-Bastler Scotty in seinem Maschinenraum zu tummeln, verharrt er hinter einem
wuchtigen Schaltpult und begnügt sich damit, die Energie-Zufuhr zwischen den verschiedenen Schiff-Systemen auszubalancieren. Wer zum Beispiel durch ein riesiges Minenfeld steuert, der tut gut
daran, fast sämtlichen Saft in die Schild-Generatoren umzuleiten - denn ist der "Energie-Kokon" des Weltraum-Kreuzers erstmal zusammengebrochen, droht ein massiver Verlust an Menschen und
Material.
Doch unabhängig davon, welchen Posten der Spieler bei seinem VR-Gang auf die Kommandobrücke nun besetzt - gesteuert, gefeuert, gescannt und kommandiert wird grundsätzlich in sitzender Position
und mit Hilfe virtueller Touchscreens oder holographischer Menüs. Regler und Markierungen zu verschieben oder im Chef-Sessel die aus der Serie bekannten "Schalter der Macht" zu betätigen - das
ist mit Hilfe von Motion-Control-Geräten wie den beiden PlayStation-Move-Controllern besonders immersiv, funktioniert aber mit dem Joypad ähnlich gut und ist obendrein einen Tick präziser. Nach
einiger Einspielzeit mit Controller vergisst man schnell, dass die Bewegungen der virtuellen Arme nicht denen der eigenen Extremitäten entsprechen.
Obwohl die Singleplayer-Kampagne von "Bridge Crew" überraschend stimmungsvoll ausfällt, spielt der Titel seine Stärken vor allem im Multiplayer-Spiel mit persönlich zur Online-Partie geladenen
Freunden aus: Während die KI-Drohnen aus dem Story-Modus ohne Murren sekundenschnell jedem Befehl Folge leisten, bricht mit Besatzungs-Mitgliedern aus Fleisch und Blut auch gerne mal das absolute
Chaos aus - und genau das macht den Reiz dieser "Star Trek"-Umsetzung aus. Hautnah und an der Seite menschlicher Mitstreiter zu erleben, wie sich der berühmte und angeblich ausweglose "Kobayashi
Maru"-Test tatsächlich anfühlt - allein das ist den Einstieg in den virtuellen "Star Trek"-Kosmos wert. Auch wenn die Bedienung der komplexen Spiel-Elemente einige Geduld erfordert, denn das
knappe Tutorial lässt zu viele Fragen offen.