Nicht nur in der Politik sorgt der "Brexit" - also der geplante Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union - für Kopfzerbrechen, auch die englische Games-Branche steht Kopf. Wie sehr,
das sollte eine Befragung des britischen Branchen-Verbandes "UKIE" unter 76 einheimischen Games-Studios klären. Laut
der 55-seitigen Studie verweist immerhin ein Drittel der befragten Firmen auf teils massive Probleme bei der Investoren-Suche - 48 Prozent der kleineren Unternehmen (mit 50 Mitarbeitern oder
weniger) geben sogar an, dass sich seit dem Referendum immer mehr ausländische Geldgeber zurückgezogen hätten.
Sogar die Suche nach Mitarbeitern gestaltet sich zunehmend schwierig: Großbritanniens Spiele-Branche ist international - das Land selber hält nicht genug Talente bereit, um die vakanten
Jobs zu füllen, darum heuern 87 Prozent der Studios regelmäßig Kollegen von jenseits der eigenen Staatsgrenzen an. Aber weil immer mehr EU-Bürger um die Zuverlässigkeit von
Aufenthaltsgenehmigungen auf der Insel fürchten, lehnen sie Job-Angebote aus dem "United Kingdom" kategorisch ab. Darum beklagen 38 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten bei der
Spezialisten-Suche, bei den größeren Studios (mehr als 50 Mitarbeiter) sind es sogar 60 Prozent. Ebenfalls unschön: Bemüht sich ein Software-Haus um das Visum für einen ausländischen
Arbeitnehmer, schlägt allein der Antrag für das Papier mit Kosten von 2.000 bis 5.000 Pfund zu Buche. Außerdem würde die Bearbeitung des Antrags mindestens zwei bis drei Monate, oft sogar länger
in Anspruch nehmen - so 84 Prozent der Befragten. Auch die Zahl derjenigen Optimisten, die für 2017 an ein Wirtschaftswachstum glauben, geht zusehends zurück: 2016 zeigten sich 80 Prozent der
Umfrage-Teilnehmer zuversichtlich, inzwischen sind es nur noch 63 Prozent.
Als Folge der Schwierigkeiten ziehen immerhin 40 Prozent der Studios einen Standortwechsel in Betracht - zum Beispiel nach Irland, Kanada, Deutschland oder die USA.