Opulentes "Final Fantasy"-Abenteuer für Serien-Fans mit Retro-Schlagseite: "World of Final Fantasy" verbindet klassische mit modernen Serien-Tugendem und einem Schuss "Kingdom Hearts". Doch wie gut funktioniert der schrille Stilmix?
Seit seligen 16Bit-Tagen hat sich Squares "Final Fantasy"-Welt dramatisch verändert: Wo früher lustige Pixel-Kopffüßer dominierten, da sind heute hoch aufgeschossene, androgyne 3D-Emos aus der Kreativ-Werkstatt von Charakter- und Fashion-Spezialist Tetsuya Nomura angesagt. Zwar bemüht sich der Hersteller bis heute darum, wichtige Trademarks seiner klassischen RPG-Reihe zu erhalten – doch die Veränderungen im Final-fantastischen Fantasy-Kosmos gefallen längst nicht jedem Fan.
Als Bindeglied zwischen der "FF"-Vergangenheit und -Gegenwart fungiert allenfalls der heute gerne vernachlässige neunte Teil, bei dem Serien-Vater Hironobu Sakaguchi federführend war und für den sich Yoshitaka Amano ans Zeichenbrett setzte. Hier fand nach mehreren Jahren Stilwandel wieder eine Rückbesinnung auf die Serien-Wurzeln statt – leider ohne großartige Nachhaltigkeit, denn spätestens mit Episode 10 mussten knuffige Figuren wie Schwarzmagus Vivi oder Schepperbox Adelbert Steiner wieder den durch Teil 8 etablierten Fashio-Püppchen weichen. Wer die gute alte "Final Fantasy"-Zeit trotz epischer Großaufgebote wie "Final Fantasy 12" oder dem bevorstehenden 15. Teil noch immer schmerzlich vermisst, dem können wir deshalb die "World of Final Fantasy" ans Herz legen: Hier bemüht sich Producer Shinji Hashimoto sichtlich darum, beide Seiten der Serie miteinander zu versöhnen. Indes verabreicht er dem Stilmix noch eine ordentliche Prise "Kingdom Hearts". Kein Wunder: Immerhin ist Hashimoto neben Nomura der maßgebliche Schöpfer des prominenten Disney/FF-Crossovers.
Für das Kunsstück "FF Classic meets FF Now" versetzt Square Enix die beiden Teenie-Helden Lann und Reynn in ein multidimensionales Spektakel, das an Knuffigkeit kaum zu überbieten ist: Um ihrer mysteriösen Herkunft auf die Schliche zu kommen, werden die beiden von der undurchsichtigen Gottheit Enna Kros auf eine Odyssee durch verschiedene Welten geschickt. Die werden – je nach präferierter Taktik – entweder als 'großkopferte' SD-Figur mit Retro-Gen oder als hoch aufgeschossener, aber noch immer herzallerliebster Recke im "Kingdom Hearts"-Look bestritten. Die Größe hat außerdem Einfluss auf die 'Stapelbarkeit' der eigenen Figur und ihrer Vertrauten: Die "World of Final Fantasy"-Helden dürfen es sich nämlich im Kampf auf größeren Kreaturen gemütlich machen, um mit ihnen regelrecht in die Schlacht zu 'reiten' – oder aber sie tragen ihrerseits kleinere Zeitgenossen auf ihrem Haupt spazieren, um von deren Fähigkeiten zu profitieren oder sie zu autarken Kombatanten zu machen. Schade, dass sich Square Enix Serien-typisch reichlich schwer damit tut, all diese Spielelemente zu erklären – anstelle einer zahmen Schritt-für-Schritt- und Learning-by-doing-Einführung gibt's während der ersten beiden Spielstunden die volle Breitseite Erklärbär-Textboxen. Doch wer entweder "FF"-gestählt oder gegen massive Tutorial-Bürokratie immun ist, der freut sich über einen cleveren Spielmechanismus. Und eine Rückkehr des beliebten "Active Time Battle"-Kampfsystems, das noch immer gelungen Menü- mit Echtzeit-Keilerei verheiratet. Hinzu kommt eine wunderschöne Inszenierung, die hoffentlich beispielhaft ist für die Optik des nächsten "Kingdom Hearts"-Abenteuers.
Klarer Fall: Für Serien-Fans ein sicherer Kauf – und für solche mit ausgeprägtem Retro-Gen vielleicht sogar besser geeignet als das kommende "Final Fantasy 15".
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