Song of the Deep

 

 

Eigentlich ist das traditionsreiche US-Studio Insomniac für Spiele im Blockbuster-Format bekannt: Hier lernte in den 90ern der kleine PlayStation-Drache Spyro das Fliegen, gehen bis heute die beiden SciFi-Helden "Ratchet & Clank" auf Hupf-Exkurs und wurden auf der PS3 in "Resistance" eklige Alien-Invasoren vertrieben. In "Song of the Deep" schlägt der Entwickler jetzt deutlich leisere Töne an: Das Unterwasser-Abenteuer zitiert üppig aus den Maschinen-Märchen eines Jules Verne, vermischt sie mit einem Schuss "Prinzessin Mononoke" und packt sie in das Gewand eines horizontal scrollenden Independent-Videospiels.

Und das navigiert bereits mit seiner Geschichte haarscharf zwischen Traum und Realität: Um ihren auf hoher See vermissten Vater zu finden, zimmert sich Teenagerin Merryn kurzerhand ein kleines Unterseeboot zusammen, mit dem sie einen abenteuerlichen Tauchgang riskiert. An Bord ihres kleinen Gefährts dümpelt sie durch eine unterseeische Wunderwelt - voller versunkener Städte, Schätze und magischer Kreaturen wie riesenhafter Einsiedler-Krebse oder mechanischer Seepferdchen. Immer auf der Spur ihres Vaters und seines Seemannsgarns.

Insomniac fängt all diese magischen Momente nach 16Bit-Art ein: "Song of the Deep" wird wie ein Super-Nintendo-Adventure von der Seite gezeigt, scrollt dabei von oben nach unten und links nach rechts. Inzwischen schlingert Merryns Unterwasser-Vehikel vorbei an bizarren Meeres-Gewächsen, zertrümmert mit seinem Greifhaken die morschen Balken von gesunkenen Schiffen und hält aufdringliche Meeres-Bewohner wie elektrisierende Quallen auf Abstand. Neben der meist harmlosen Action sind es die zahlreichen Rätsel, die Merryns nautische Odyssee auf Touren bringen: Nach und nach rüstet die kleine Heldin ihr Vehikel auf und dringt mit ihren derart gewonnenen Fähigkeiten in Level-Regionen vor, die zuvor unpassierbar waren - erforscht finstere Grotten, Städte und Schiffswracks. Auch die Umgebung wird dabei clever genutzt: Mit dem Greifhaken werden Felsen, Krustentiere und explosive Ladungen herum gewuchtet, um sensible Konstruktionen zum Einsturz zu bringen. Mit Antriebs-Aufrüstungen wiederum steuert das Untersee-Böötchen in besonders widerspenstigen Strömungen hinein - Scheinwerfer und Geschosse wiederum helfen dabei, die Meeresbewohner zu verscheuchen.

Wer eine Schwäche für klassische gepolte Adventure-Kost hat, der kommt mit "Song of the Deep" auf seine Kosten: Die knobelige Kombination aus Geschicklichkeits-Elementen und seichter Action wird märchenhaft präsentiert, die raffinierte Verbindung von 3D- und klassischer 2D-Grafik fängt die Atmosphäre des Unterwasser-Paradieses perfekt ein. Obendrein bietet das intuitiv spielbare Abenteuer jede Menge Wiederspielwert - schade nur, dass es ihm an dramaturgischen Höhepunkten mangelt.