An Knuffigkeit und Kultigkeit kaum zu überbieten ist die neue Filmumsetzung und Legofizierung vom Bauklotz-Experten Traveller's Tales: Nachdem die Briten lange Zeit vom "Star Wars"-Universum
ablassen mussten, sind ihre kleinen Klotzköpfe jetzt endlich wieder da, wo sie hingehören - mitten im Konflikt zwischen einem bösen galaktischen Imperium, beherzten Rebellen und
Lichtsäbel-rasselnden Jedi-Rittern. Die Umsetzung von Abrams "Das Erwachen der Macht" ist der erste LEGO-Auftritt der Sternenkrieger seit fünf Jahren - seitdem hat das Studio 20 andere
Bauklotzspiele abgeliefert, darunter die Umsetzung von bekannten Kino-Marken wie "Marvel Avengers", "Der Hobbit" oder "Jurassic World" und "Harry Potter". Und sie alle funktionierem nach
demselben, inzwischen allerdings reichlich ausgelutschten Spiel-Konzept: Harmlose Keilereien zwischen den kleinen Klotz-Minis wechseln sich mit seichten Knobeleien ab, bei denen es meist darum
geht, verstreute LEGO-Steine in neue Objekte zu verwandeln – und zwar fest nach Bauplan-Vorgabe.
Doch seit ihrem letzten Auftritt im George-Lucas-Universum haben die kleinen Helden ebenso wenig verlernt wie ihre großen Leinwand-Vorbilder: Han Solo manövriert seinen rasenden Falken über
Wüsten und durch die Tiefen des Alls, als hätte er nie etwas anderes getan - und Neuzgänge wie Nachwuchs-Jedi Rey oder ihr frischgebackener Waffenbruder Finn erweisen sich schon jetzt als
rüstige Kämpfer. Dass sich das LEGO-Erwachen dabei nicht in jedem Detail an die Vorlage hält und stattdessen auf die erzählerische Peripherie des Films mit all ihren kleinen Nebengeschichten
einlässt, das ist eine ausgesprochen clevere Entscheidung. Denn die kommt nicht nur dem Spielspaß, sondern vor allem der Eigenständigkeit des Abenteuers zugute – sie macht "das Erwachen der
Macht" eher zur Filminterpretation als zur stumpfen Filmumsetzung. Dass die Lego-typisch ausgesprochen humorig ausfällt, versteht sich fast von selbst: Die Transformation der Sternenkrieger in
LEGOS rundliche "Mini"-Figuren beschert uns allerdings wie gehabt keinen fein pointierten Humor, keine Persiflage - dafür mangelt es auch dem jüngsten LEGO-Spiel an einer kritischen und
reflektierten Auseinandersetzung mit dem Original. Stattdessen überzeugt "Das Erwachen der Macht" mit der Sorte drolligen und harmlosem Humor, der Jung wie Alt zum gemütlichen Schmunzeln
veranlasst. So will es Fiesling Kylo Ren einfach nicht gelingen, seine tödlichen Lichtschwertattacken zu Ende zu führen, weil sein Laser-Schwert ständig Landehemmungen hat - inzwischen spielt auf
Endor ein Ewok-Blasorchester den bekannten Film-Soundtack ein und wechselt Darth Vader nach der Demaskierung mehrere verschiedene Darsteller-Köpfe durch: Das ist sauberer und kinderfreundlicher
Humor ohne sonderlichen Tiefgang. Ideal für den Familienzock, aber für echte Nerd-Abende nur bedingt geeignet.
Schade auch, dass Entwickler Traveller's Tales noch immer am etablierten LEGO-Spielkonzept festhält, ohne ihm nennenswerte Ergänzungen hinzuzufügen: Neu ist die Möglichkeit, viele Bauklotz-Haufen
in gleich mehrere verschiedene Objekte zu verwandeln - eine nennenswerte Änderung des Spiel-Konzepts hat diese neue Variante allerdings nicht zur Folge. Ebensowenig wie die gelegentlich
eingestreuten, meist geradlinigen Raumschiffschlachten oder Blaster-Deckungsgefechte: Die sollen wohl den Action-Faktor und damit das Spieltempo erhöhen – aber letztlich wirken die konfusen
Knallereien vor allem wie Fremdkörper.
Wer LEGO-Figuren und die "Star Wars"-Filmvorlage schätzt, der wird mit dem "Erwachen der Macht" seinen Spaß haben – allerdings nicht, weil die spielerische Umsetzung so bestechend wäre, sondern
weil die sympathische "Verklotzung" des Lucas-Universums durch viel Detailliebe und Spielfreude besticht. Als interaktiver Simpel-Baukasten mit hohem Schmunzel-Faktor funktioniert auch dieses
LEGO-Abenteuer tadellos, als Spiel dagegen reicht es wieder mal nur für gehobenes Mittelmaß. Zumal viele Szenarien hoffnungslos überladen wirken: An allen Ecken und Enden kullert, rasselt,
kalauert und brabbelt es – hier wäre weniger ganz klar mehr gewesen. Schön dagegen, dass im Film zu kurz geratene Neben-Handlungsstränge wie der um den Möchtegern-Jedi Lo San Tekka oder Han Solos
Abenteuer mit den Oktopoden-ähnlichen Rathtaren näher ausgeführt werden: So muss Fan-Service aussehen!
7.0
gut
Grafik: gut
Sound: gut
Steuerung: befriedigend
Spielspaß: gut