Gärtner-Ents, die sich selber in der Pfeife rauchen. Hippogreifen, die halb Greif und halb Hippo sind. Und neurotische Hausmeister-Trolle im sexy Dienstmädchen-Fummel. Mit seinem
Point'n'Click-Märchen "The Book of Unwritten Tales 2" beschert der deutsche Entwickler King Art PC-Abenteurern ein Adventure-Großaufgebot, das in jeder Disziplin neue Genre-Maßstäbe
setzt.
PC
von King Art und Nordic Games
für einen Spieler
für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis
im Handel
ca. 30 Euro
Ginge es nach ihrer Mutter, dann würde Ivo den Elfenhain nie wieder verlassen und einen braven Elfenprinzen heiraten. Doch die trotzköpfige Prinzessin hat andere Pläne… und setzt alles daran, ihren 'Aufpasser' zu überlisten – den pummeligen Piepmatz Tschiep.
Wenn ein Land gerade erst im Krieg war, dann kann man beim Wiederaubau nicht immer wählerisch sein: So z.B. die magische Universität in King Arts gemütlichen Fantasy-Reich Aventásia. Die muss in Ermangelung ordentlicher Lehrkräfte mit einem Aushilfsprofessor klar kommen, der die Zauberei selber noch nicht so recht im Griff hat. Gemeint ist der kleine Gnom Wilbur Wetterquarz, den Fans der Point'n'Click-Reihe bereits aus dem ersten Teil kennen. Nachdem Entwickler King Art in den "Vieh Chroniken" die Vorgeschichte des schusseligen Abenteuers Nate und seine plüschigen Kumpels 'Vieh' erzählt hat, setzt man jetzt die Abenteuer der ganzen Chaos-Truppe fort. Während Nate damit beschäftigt ist, einen weinerlichen Flaschengeist und die verheerenden Auswirkungen seiner Zauberei zu bändigen, da versucht Wilbur, freche Schüler im Zaum zu halten und sich gegen die politischen Gegner seines Chefs zu behaupten. Inzwischen sitzt Elfenprinzessin Ivo in ihrem Zimmerchen im elterlichen Palas fest und rätselt, wie sie ihren Piepmatz Tschiep überlisten kann – denn die königliche Mami hat das Federvieh damit beauftragt, die aufsässige Tochter auf Schritt und Tritt zu überwachen. Die soll nämlich nicht Rumtreiber Nate, sondern lieber einen langweiligen Elfen-Prinzen ehelichen – wie es sich gehört.
Aus dieser Ausgangssituation hat der Bremer Entwickler King Art eines der packendsten und vor allem lustigsten Point'n'Click-Abenteuer der letzten Jahre geschaffen: Nachdem man das fantastische Märchen bereits September 2014 in die Early-Acess-Bibliothek von Steam eingereiht hat und sich durch eine Kickstarter-Kampagne 200.000 zusätzliche Dollar von der Community holen konnte, verfügte das kleine deutsche Studio über genügend Mittel für luxuriöse Spielereien. Darunter z.B. der schiere Umfang des Adventure-Kolosses, der mit fast 25 Stunden Spielzeit zu den längsten Vertretern seiner Zunft zählt. Dank der üppigen Finanzspritze gibt man sich auch visuell keine Blöße: Außer mit wunderbar fein modellierten und animierten Charakteren verwöhnt "Book of Unwritten Tales 2" jetzt auch mit zeitgemäßem 'Projection Mapping'. Das sorgt dafür, dass in Echtzeit berechnete 3D-Grafiken unglaublich plastisch und detailliert ausehen, ohne dabei viel Rechner-Performance zu verschlingen. Als Folge dieser Technik läuft der Titel nicht nur auf vergleichsweise schwachen PCs mit nahezu voller Detailstufe – auch Tablets und Smartphones sollen das Fantasy-Abenteuer damit bald ordentlich in den Griff kriegen.
Dank Crowdfunding-Budget durften die Entwickler aber nicht nur grafisch richtig auf den Putz hauen – sie konnten außerdem den richtigen Ton angeben: Neben einem druckvollen Orchester-Soundtrack gehen vor allem die Stimmen der professionellen Synchronsprecher grandios ins Ohr. So übernimmt Dietmar Wunder (Daniel Craigh) den trotteligen Nate, Marion von Stengel (Angelina Jolie) leiht der schöne Ivo ihr verführerisches Organ und Ben-Stiller-Sprecher Oliver Rohrbeck sorgt in der Rolle von Gnom Wilbur für Schmunzler. Wer genau hinhört, erkennt außerdem die deutschen Stimmen von Antonia Banderas, Philip Seymour Hoffman, Leonardo Di Caprio und vielen anderen Sprech-Vollprofis.
Die Hintergründe sehen alle aus wie vorgerendete High-Res-Grafiken, trotzdem laufen viele der Sets tatsächlich in Echtzeit-3D, Kameraschwenks inklusive. Clever eingesetztes 'Projection Mapping' macht's möglich.
Der größte Star des sympathischen Point'n'Click-Aufgebots sind aber sein augenzwinkernder Humor und die aberwitzigen Puzzles, die fast immer gelungen Hand in Hand gehen: "Book of Unwritten Tales 2" ist der perfekte Rundumschlag durch die gesamte fantastische Popkultur – hier wird weder vor aktuellen Kino-Blockbustern, anderen Spielen noch vor TV-Klamotten aus den 80er-Jahren Halt gemacht. Weil sich King Arts' Abenteuer nie zu ernst nimmt, gehen hier selbst die verrücktesten Rätsel-Konstrukte auf – und dem Hollywood-reifen Skript von King-Art-Boss Jan Theysen ist es schließlich zu verdanken, dass keine noch so durchgeknallte Anspielung peinlich oder prätentiös wirkt. Hinzu kommt ein extrem benutzerfreundliches Zeiger-Interface, das alle für das Genre typischen Kommandos (untersuchen, benutzen, ansprechen) auf einen einziges Icon verdichtet, ohne dabei die Handlungsfreiheit des Spielers einzuschränken.
All das in Summe ergibt einen souveränen Referenztitel, mit dem sich zumindest in Deutschland künftig alle weiteren Genre-Vertreter werden messen müssen. Und das wird kein Zuckerschlecken.
9.5
sehr gut
Grafik: sehr gut
Sound: sehr gut
Steuerung: sehr gut
Spielspaß: sehr gut
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