Sonic Boom: Lyrics Aufstieg

Nicht annähernd so schlecht wie sein Ruf: In "Sonic Boom" nach der gleichnamigen Animationsserie will Segas rasender Igel "Lyrics Aufstieg" verhindern. Dabei sind ihm einige Bugs und eine mittelmäßige Graifkulisse im Weg – doch im Herzen ist dieser Sonic ein echter Pfundskerl. 

WiiU

von SEGA

ein bis vier Spieler

für Fortgeschrittene und Profis


im Handel

ca. 45 Euro

ab 12 Jahren



 

 

 

 

 

 

 

 

So toll wie auf den Konzeptskizzen sieht "Lyrics Aufstieg" leider nicht aus – und das liegt vor allem an der unzureichenden Technik. Allerdings ist das streckendweise brillante Art-Design noch immer erkennbar – nur liegt es leider unter div. Grafikfehlern, Geruckel und grob gepixelten Texturen versteckt. Aber es lohnt sich, durch diese 'Schutzschicht' hindurchzusehen! 




Segas altgedienter Flitzer ist in den letzten Jahren ein überproportional oft gesehener Gast – vor allem auf den Konsolen von Segas einstigem Erz-Nebenbuhler Nintendo fühlt sich der stachelige Flitzer offenkundig pudelwohl. Doch qualitativ flitzt Meister Igel viel zu oft nur noch knapp über der Mittellinie. Oder er polarisiert zumindest gewaltig: So der Fall in "Sonic Boom: Lyrics Aufstieg", bei dem Sonic zum zweiten Mal einen WiiU-exklusiven Auftritt hinlegt. Im englisschsprachigen Raum wird der Titel buchstäblich zerfetzt, unsere einheimische Presse hat ihn bisher weitgehend ignoriert, bei vielen Sonic-Fans dagegen erfreut sich der Adventure-artige Erkundungstripp überraschender Beliebtheit. 


Das an sich verheißungsvolle Konzept will klassisches Sonic-Gameplay mit einem Hauch von "Tomb Raider"-Entdeckergeist kombinieren, indem es horizontale und dreidimensionale Jump'n'Run-Exkursionen über einen zentralen Level-Hub miteinander verbindet. Letzterer will ein bisschen wirken wie ein Open-World-Abenteuer: Hier darf Sonic zusammen mit seinen Freunden Amy, Tails und Knuckles eine zwar nicht riesige, aber immerhin weitgehend offene Welt erforschen, die locker im Kielwasser der Computer-animierten "Sonic Boom"-Trickilmserie fährt. Die aus den Jump'n'Runs bekannten Bumper z.B. katapultieren die Figuren dabei in höhere oder zuvor unzugängliche Regionen, simple Schiebe- bzw. Schalter-Puzzles öffnen Geheim-Areale und Serien-Protagonisten wie Wildwest-Schildkröterich Leroy versorgen das Helden-Quartett mit Bonus-Aufträgen.




Fliegender Charakter-wechsel spielt in "Boom" eine wichtige Rolle: Ob im Kampf oder zwischen den Gefechten – jede Figur verfügt über individuelle Fertigkeiten.



LINKS: Nicht nur die monströse Riesen-Echse Lyric schmeißt uns ihre rasselnden, schnarrendenRoboter-Horden entgegen – auch Dr. Robotniks Blechbuben sind wieder mit von der Partie. Und natürlich haben alle eine oder mehrere Schrauben locker.



Ihre zentrale Mission entführt die vier in die Ruinen einer längst untergegangenen Zivilisation von mega-intelligenten Reptilien. Leider stoßen sie dabei ausgerechnet auf den einzigen Überlebenden des Echsen-Volks – Lyric. Der war selbst seinen schuppigen Artgenossen zu fies – darum haben ihn die Kaltblüter auch prompt in ein Grabmal gesperrt und versteinert. Ohne damit zu rechnen, dass der vorwitzige Sonic den Bösling mal befreien würde. Dem kommt seine neu gewonnene Freiheit gerade Recht: Erstens will er sowieso dauernd die Welt unterjochen – und zweitens hat er offenbar ein Hühnchen mit dem Igel zu rupfen. Denn den scheint der Echserich trotz seines rüstigen Alters von mehreren Jahrmillionen gut zu kennen. Hat Sonic da etwa in der Geschichte rumgepfuscht? 

Doch ehe Sonic & Co. das rausfinden, müssen sie erstmal einen Stapel magischer Kristalle finden. Und zwar möglichst bevor Lyric die Klunker in seine Klauen kriegt. Hierfür bedienen Segas Entwickler alle bekannten Sonic-Perspektiven und -Elemente: Einmal werden die Ruinen, Minen und Dschungelpfade von der Seite behupft, dann wiederum brausen die Helden über gewundene und ineinander verzwirbelte 3D-Parcours, während man ihnen über die Schulter schaut. Gelegentlich können sich die vier Freunde dabei sogar ganz frei bewegen: Darf Tails über Agründe schweben, Amy den Hammer kreisen lassen, Sonic ordentlich Gas geben und Knuckles kraxeln – denn per Digi-Pad lässt sich jederzeit zwischen den Figürchen wechseln. 


Der Schwierigkeitsgrad rangiert dabei meist auf allzu bequemem Cartoon-Gucker-Niveau, grobe Texturen trüben den Gesamteindruck und gelegentliche Bugs nerven gewaltig: All das scheint "Sonic Boom" als Schnellschuss zu entlarven – doch übergeht man diese Fehler mit der nötigen Geduld, dann entfaltet die geschickte Kombination aus den verschiedenen Spielarten eine stärkere Sogwirkung als die meisten anderen Sonic-Titel der letzten Jahre. Wer sich die Mühe gibt, unter die teilweise hässliche und ruckelige Oberfläche zu schauen, entdeckt dort ein überraschend ausgefeiltes Igel-Abenteuer. 



6.5

befriedigend

Grafik: befriedigend

Sound: befriedigend

Steuerung: gut

Spielspaß: gut



 

GRAFIK: Eigentlich sind die Schauplätze fantasievoll gestaltet, doch die schlampige technische Umsetzung sabotiert den an sich hübschen Look empfindlich. Neben groben Texturen verunzieren unschöne Grafikfehler das Szenario – außerdem gibt's bei den Rennspiel-artigen Flitz-Einlagen teils derbes Geruckel… für ein Sonic-Spiel fatal!


SOUND: Schmissige Rock- und Orchster-Themen machen mächtig Laune, doch das selten dämliche Gelaber der Helden macht diese akustische Schokolade leider wieder zunichte. Nicht nur, dass die dürftige Synchro nervt – nein, die Standardsprüche werden auch noch alle paar Sekunden wiederholt! Da hilft nur Oropax.

 

STEUERUNG: Hier gibt sich dieses "Sonic" die wenigsten Blößen. Obwohl "Lyrics Aufstieg" immer wieder zwischen unterschiedlichen Modi sowie Perspektiven hin- und herspringt, bleibt das Kontroll-Schema schlüssig und eingängig. Auch der fliegende Charakterwechsel per Digi-Kreuz funktioniert tadellos.

 

SPIELSPASS: Es fällt leicht, dieses Igel-Abenteuer für seine zahlreichen, vor allem technischen Verfehlungen zu verdammen – doch das Durchhalten lohnt sich. Wer die ersten zwei Spielstunden zähneknirschend überstanden hat, der freut sich über ein Sonic-Aufgebot, das die Serie ein für alle Mal hätte rehabilitieren können.