Kritik: Mario Kart 8


 

Bergauf. Bergab. Mit Vollgas über die Antigrav-Bahn. Rückwärts. Vorwärts. Seitwärts. Mit weit eingeschlagenem Lenkrad durch die Kurven schlittern, dass die Funken fliegen – und dann den Nachbrenner zünden, dass man mit Karacho über den Parcours brettert. So schnell, dass die Konturen verwischen. Vorbei an Tribünen voller jubelnder Toads. An übergroßen blubbernden Sirupflaschen, die den Kurs in ein zuckersüßes Wunderland verwandeln, während die wilde Raser-Meute gurgelnd durch die zähe Masse prescht und Luftbläschen spuckt, um glänzend und durchnässt auf der anderen Seite wieder aufzutauchen. Inzwischen zwirbelt sich der Rest der Truppe einen korkenzieherförmigen Hochkurs entlang – direkt über dem Kopf des Spieler-Avatars. Weiter hinten jauchzt Yoshi, als er erst über ein Beschleunigungsfeld, dann über eine Sprungschanze brettert und mit aufgespanntem Fallschirm über den Hubschrauber der Racing-Reporter gleitet, die von dort aus das Rennen aufnehmen.

 

Szenarien wie dieses gibt es im jüngsten "Mario Kart" zuhauf: Für den neuen Output seiner prominenten Rennspiel-Reihe hat Nintendo nichts dem Zufall überlassen, denn Teil 8 ist nicht weniger als das Zünglein an der WiiU-Waage. Oder anders ausgedrückt: Der Raser-Ringelpietz des Klempner-Clans ist die vielleicht letzte Chance für Nintendos bisher glücklose Hardware, um das Ruder herumzureißen.

 

 

Und tatsächlich: Wer bisher noch keinen triftigen Grund gesehen hat, sich die "Konsole mit dem Gamepad" zu kaufen… naja, jetzt hat er einen – denn "Mario Kart 8" hat das Zeug zum System-Seller. Hier verwirklicht der Hersteller endlich all das, wofür die Serie schon lange steht – was bisher aber aufgrund technischer Restriktionen kaum oder zumindest nur stark eingeschränkt möglich war.

Auch abgesehen von der wunderbar fein aufgelösten HD-Grafik, die jedes andere aktuelle Rennspiel (ganz gleich auf welcher Konsole) souverän auf die hinteren Plätze verweist.

"Mario Kart 8" ist nicht weniger als die Summe all dessen, was die Serie bisher als besonders ausgezeichnet hat – und mehr. Es ist das effektgeladene und detailgespickte Testament einer Rennspiel-Reihe, die das Medium Videospiel zwar nachhaltig geprägt hat, dabei aber immer wieder hinter ihren eigenen Möglichkeiten zurückbleiben musste – und das nicht zuletzt deshalb, weil es ihr auf einer Wii und Handheld-Systemen an den technischen Pferdestärken mangelte.

Doch jetzt gibt es kein Halten mehr: Das über zwei Jahrzehnte gereifte Regelwerk ist genauso wie es sein sollte – und mit der bisher stärksten Nintendo-Hardware unter der Konsolen-Chassis können Miyamoto und sein Team endlich ALL ihre Visionen verwirklichen. Die Kurse sind größer und interaktiver denn je – kaum ein Winkel, in dem nicht etwas raucht, fliegt, fällt, schwingt, sich um die eigene Achse dreht oder die gesamte Level-Architektur durchgeschüttelt wird. Man prescht nach der durch Teil 7 (auf 3DS) etablierten Garage (für Selbstbau-Vehikel) mit Karts oder Bikes über Flughäfen, startende Jumbo-Jets, braust über schwebende Hochkurse und drückt sogar unter Wasser ordentlich auf die Tube. Gibt in Bowsers Boss-Burg tüchtig Gas… vorbei an schwingenden Morgensternpendeln und Magma-Fontänen, während sich der übrige Level im Hintergrund wie eine teuflische Maschine in sich selbst bewegt und der Rest der tobenden Fahrermeute weiter vorne die Räde einklappt, um über den Hover-Parcours zu schießen. Auf direktem Kurs ins Fun-Racer-Wunderland. Fahrgefühl, Präsentation, Online- bzw. lokaler Multiplayer, Langzeit-Motivation und Gechwindigkeit: Hier stimmt einfach alles. Genau so muss ein Rennspiel aussehen. (10 von 10 / "legendär")

 


Nintendo • ab dem 30. Mai für WiiU • ca. 60 Euro • ab 0 Jahren • für Fortgeschrittene und Profis


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut

10 = legendär