Kritik: Monument Valley


 

 

Die brillant verdrehten Motive und optischen Täuschungen des niederländischen Malers M. C. Escher (1898 bis 1972) sind nicht nur weltbekannt – sie haben auch ganze Heerscharen von anderen Künstlern beeinflusst. So schickte Jim Henson für seine Fantasy-Klamotte "Reise ins Labyrinth" 1986 Pop-Ikone David Bowie durch ein magisches Treppenlabyrinth á la Escher (u.a. kopfüber) – und selbst in der Spiele-Landschaft zeigt sich der Einfluss des Holländers: In "Echochrome" für PS3 und PSP durchquert ein Holz-Mannequin eine knobelige Landschaft, in der eine Veränderung des Blickwinkels eigentlich voneinander entfernte Elemente optisch näher zueinander rückt und dadurch auch im Spiel funktionierende Brücken bildet.

 

In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt jetzt "Monument Valley" von "Whale Trail"-Entwickler Ustwo: Eine kleine Prinzessin tippelt auf Tap-Kommando durch isometrische Burgen, Verliese und Knobel-Gebilde, in denen perspektivische Spielereien neue Wege neue Wege eröffnen können – denn sobald sich zwei Elemente auch nur scheinbar berühren (d.h. weil der Blickwinkel die Verbindung vorgaukelt), kann Prinzesslein von einem aufs andere wechseln. Zusammen mit einem Sammelsurium aus Drehreglern und verschiebbaren Elementen ergibt sich dadurch eine labyrinthische Tüftelei, die zwar nie unmenschlich schwer wird, aber trotzdem Konzentration und Geduld erfordert. "Gegner" wie lauthals kreischende Krähenmenschen greifen zwar nicht an, blockieren aber den Laufweg der putzigen Heldin, wollen geschickt ausmanövriert und für das Betätigen sonst unerreichbarer Schalter manipuliert werden. Ein klotziger Totempfahl wiederum hilft zeitweise dabei, Höhenunterschiede zu überwinden und kann auch getrennt von der Prinzessin über die luftig Kurse manövriert werden – wie ein eigener Spieler-Charakter.

Aber die geometrisch kunstvoll arrangierten Szenarien halten noch mehr Extras bereit: Hin und wieder darf man nicht nur einzelne Elemente des Levels, sondern gleich das komplette 3D-Arrangement drehen. Dann verliert man das kleine Konterfei kurzzeitig aus den Augen oder es geht buchstäblich die Wände hoch.

 

Wer die wunderschön illustrierten 3D-Schauplätze aus "Monument Valley" nicht in erster Linie als spielerische Herausforderung, sondern als kunstvoll arrangierte Experimentier-Gelegenheiten versteht, den wird Ustwos iOS-Kleinod unweigerlich verzaubern – auch wenn es all zu schnell vorbei ist. (8 von 10 / "gut")

 


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