Kritik: Yoshi's New Island


 

Als 1995 das erste „Yoshi‘s Island“ für Nintendos 16Bit-Super-NES erscheint, gehört es noch hochoffiziell zur „Super Mario“-Serie: „Super Mario World 2: Yoshi‘s Island“ prangt auf einem Cover, das wirkt, als hätte es Junior mit Wachsmalkreide geschmiert. Auch im Spiel selber ist Kinderbuchgrafik Programm: Das Jump‘n‘Run-Abenteuer um den kleinen Klempner und die putzigen Reitdinos ist das erste Mario, in dem der Hersteller die etablierte Serien-Ästhetik verlässt und etwas neues probiert. Auch spielerisch weicht man vom Bewährten ab: Als kleiner Windelmatz hopst Mario nicht selber durch die kunterbunten Levels, stattdessen macht er es sich auf Yoshis Rücken bequem und putzt Gegner von der Level-Platte, indem er sie mit Eiern beschießt. Die werden entweder aufgesammelt oder entstehen in Yoshis Verdauungstrakt. Anstatt seine Widersacher wie gewohnt platt zu hüpfen, darf das niedliche Reptil sie nämlich buchstäblich fressen: Einfach die lange, klebrige Zunge ausfahren, und "HAPS!", schon sind die maskierten Helfershelfer von Hexer-Koopa Kamek in seinem Mund gelandet. Dann noch kurz den Controller nach unten drücken – und schon flutscht ein frisches Ei aus dem Dino-Popo. Bis zu sechs Eier dürfen Yoshi und Mario auf diese Weise hinter sich her schleifen.

 

Fast 20 Jahre, ein GBA-Remake und eine DS-Fortsetzung später hat sich an Spielkonzept und Optik der Yoshi-Insel nicht viel geändert: Alles ist furchtbar bunt, wachsmalig, rundlich und niedlich – und wie gewohnt verschießt das herzerwärmend infantile Helden-Duo schön bemalte Oster-Eierchen, indem sie ein Fadenkreuz ausrichten und den Abzug drücken. Auf diese Weise lassen die beiden Felsen zerspringen oder demolieren auch mal eben das ganze Level-Interieur, indem sie bei einem Eier-Abschuss „über Bande“ spielen. Das hört sich zunächst gemessen am 95er-Original nicht wahnsinnig innovativ an, doch auch bei der Hosenpupser-Edition des berühmten Klempners liegt der Teufel im Detail: Weil die Abenteuer von Baby-Mario noch nicht so allgegenwärtig und häufig sind wie die seines erwachsenen Gegenstücks, ist das ursprüngliche Konzept der Serie noch so offen und wenig festgefahren, dass genug Spielraum für erfrischende Design-Experimente bleibt. Darunter z.B. zyklopische MEGA-Eier, mit denen man sich kurzerhand den Weg frei walzt. Oder ein Spiegel-Yoshi, der jede Bewegung des eigenen Heldenduos nachahmt und sich so in eine Falle manövrieren lässt. Und nicht zuletzt eine Spiel-Architektur, in der sich so viele erst auf den zweiten oder dritten Blick bewegliche, durchlässige und kaputtbare Level-Bausteine verbergen, dass fast jeder Abschnitt immer wieder neue Herausforderungen bereithält. Die knallbunte Wachsmalwelt der Yoshis einfach gerade heraus bis zum letzten Endgegner zu durchhoppeln – das mag kein Kunststück sein… aber ihr auch das letzte, teuflisch versteckte Extra abzuringen, das schaffen nur Hartgesottene.

 

 

 Wo Nintendo die jüngsten Abenteuer des erwachsenen Klempners ganz klar an die Zielgruppe der schmerzfreien Jump'n'Run-Profis gerichtet hat, da soll "Yoshi's New Island" offenkundig die ganze Familie unterhalten: Das traumhaft präzise Sprung-Verhalten des Dinos (Yoshi trotzt bei einem Doppelsprung für einige Momente der Schwerkraft und rudert mit den Stummelbeinchen angestrengt durch die Luft) und die vielen versteckten Geheimnisse begeistern Papa, inzwischen freut sich Mama über die herzige Grafik – und der Nachwuchs schließlich freut sich über handliche Minispiele. Für letztere verwandelt sich das putzige Echslein für die Dauer eines Bonus-Levels z.B. in Schienen-Wagons, Ballons oder Helikopter und wird durch Neigen der 3DS-Konsole durch simple Hindernis-Parcours manövriert. Kurzum: "Yoshi's New Island" ist eigentlich für jeden geeignet und gerade nach den knallharten WiiU-Jump'n'Runs der letzten Monate eine willkommene Entspannung. Angenehm, aber nicht anspruchslos. (8 von 10)

 


ab 14. März für 3DS/2DS • Nintendo • für Einsteiger und Forgeschrittene • ab 0 Jahren • ca. 40 Euro


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut •

10 = legendär